Wanderungen



03.10.2011:
Tegernsee - Neureuth - Gindelalmschneid - Baumgartenschneid - Riederstein - Pliegeleck - Tegernsee

Los gings um ca. 11:15 in Tegernsee. Wir stiegen mit Heerscharen von Wanderern aus der BOB und fragten uns, ob wir bei "Wandern im Pulk" gelandet waren. Aber das vermieste uns nicht die Laune, schließlich sind wir nicht wegen der idyllischen Einsamkeit gekommen, sondern weil wir Wanderziele hatten. Die sollten natürlich nun angegangen und alle abgearbeitet werden.
Recht flott ging es hinauf zur Neureuth. Wenn York mir nicht kurz vor dem Berggasthof sagte, dass ich mich mal umdrehen soll, hätte ich Blindfisch die Aussicht wohl völlig verpasst. Es war herrlich! Man sah bis zum Großvenediger klar. Man kommt sich fast vor wie in einem Bild von Caspar David Friedrich - wenn man alleine wäre. Mit diesem Hochgefühl in der Seele warf ich einen Blick in die Speisekarte. Hmmmmm, Spinatknödel! Wir bestellten noch Johannisbeerschorle und weiter ging die Tour.

Unser nächstes Ziel war die Gindelalmschneid. Auf einer Forststraße ging es bis zu einem Trampelpfad, der eine Wiese hinaufführte. Der Trampelpfad war matschig und lehmig, denn es hatte ein paar Tage zuvor ein wenig geschneit. Der Schnee war aber wieder getaut. Nur ein wenig Matsch blieb.
Nach ein paar Gipfelfotos gings ein wenig runter zur Kreuzbergalm, wo wir die Lage sondierten. Ein Blick in die Karte verriet uns, wo wir waren und welche Möglichkeiten wir zur Baumgartenschneid hatten. Es gab auf der Karte drei Varianten: rechts auf der Forststraße am Kreuzbergköpfel vorbei, mittig einen Bergpfad direkt zur Baumgartenschneid und links den Prinzenweg. Da der mittlere Weg anscheinend nicht (mehr) existent war und zumindest uns an der Stelle überhaupt nicht ins Auge fiel, gingen wir den Prinzenweg hinunter und hinunter und hinunter... ähm, wollten wir nicht zur Baumgartenschneid hinauf?! Wir endeten in einem Sattel und ein Blick zum Gipfel verriet uns, dass wir nun wieder ca. 400 hm hinauf mussten. Da meine bescheidene Kondition gar nicht mit der von York vergleichbar ist, fing ich nun blöderweise mit der Denkerei an. Das ist das Schlimmste, was man in so einer Situation tun kann, aber ich redete mir ab diesem Zeitpunkt ein, dass der Aufstieg kräftezehrend und daher ungeheuer schwer werden würde. Und genau das trat ein. Ein wenig mehr Optimismus hätte mir hier sicherlich nicht geschadet, dann hätte ich auf den letzten 100 Höhenmetern wohl nicht so keuchen müssen.
Der Bergpfad auf die Schneid war sehr schön. Zwar hin und wieder etwas rutschig, aber überhaupt nicht schlimm. Allerdings fragte ich mich immer mehr, warum in meinem Wanderbuch von "völlig unkomplizierten Wanderwegen" die Rede war. Die Wahrheit war doch deutlich anspruchsvoller, ich würde diesen Weg als "mittelschwer" bezeichnen. Alles andere dagegen ging schon leicht. Vielleicht hatten die im Buch vorhin auch den Forstweg nach rechts gewählt.

Die größte Überraschung erwartete uns aber dann an der Baumgartenschneid: Wir waren völlig allein! Dauernd liest man davon, dass dieser Gipfel total überlaufen wäre. Aber anscheinend nicht an einem Sonntag im Herbst um 16 Uhr. Der Blick war fantastisch. Hier gönnten wir uns gerne eine Tafel Schokolade.

Weiter ging es zum Riederstein. In recht steilen neu mit Kies aufgeschütteten Serpentinen rutschten wir regelrecht hinunter. Es ging durch herbstlich beleuchteten Wald, alle Blätter waren fast golden. Bis es dann wieder eine kleine Treppe hinauf zur Riedersteinkapelle ging. Wie nett! Die Kapelle gefiel mir wirklich sehr gut. Man hatte auch eine wunderbare Sicht auf den Tegernsee. Ich ging noch hinein, betete ein wenig (jaaa, bin ich sentimental!) und entdeckte dort das Gipfelbuch, in dem ich mich gleich verewigte.

Nun also nur noch zum Pfliegeleck. Es ging weiter abwärts und dann leider wieder ein paar Höhenmeter hinauf. Ich quälte mich regelrecht da rauf. Und was erwartete uns am "Gipfel"? Ein völlig überdimensioniertes funkelnagelneues Gipfelkreuz mitten im Wald mit keinerlei Aussicht mit ebenso funkelnagelneuer Sitzbank darunter. Dort wollten wir nicht lange bleiben, aber ich beschloss, der neuen Bank ihren Sinn zu geben: Ich setze mich für wenige Minuten drauf!

Nun merkten wir, dass der Wald immer goldener wurde. Die Sonne ging bald unter. Wir beschlossen, uns nun ein bisschen zu beeilen. Der weitere Weg war auch völlig problemlos. Schnellen Schrittes gingen wir hinunter nach Tegernsee und zum Bahnhof, wo die BOB schon stand und in 2 Minuten abfahren sollte! Perfekt! Wie eigentlich der gesamte Tag. In der BOB genossen wir noch einen romantischen Sonnenuntergang am Tegernsee... (19:00)

Aufstieg: ca. 1000 Höhenmeter, Strecke: ca. 16 km


16.10.2011:
Enterrottach - Bodenschneid - Rosskopf - Spitzingsee

Dank meiner geistigen Umnachtung fuhren wir vormittags nicht wie vorgesehen nach Fischhausen-Neuhaus, sondern nach Tegernsee, was sich im Nachhinein als Glücksgriff erwies. Da waren wir also am falschen Ort und fragten uns, wie wir nun am besten zum Bergfuß kommen sollten: Etwa laufen? Wir guckten auf die Busfahrpläne und schon war ein exzellenter Ausgangspunkt für unsere Wanderung gefunden: Enterrottach. Dann gingen wir an der Rottach entlang zu einem Wasserfall, dem Rottachfall. Sehr beeindruckend und wirklich toll.

Wir hielten uns links und gingen dann den Weg - zunächst im Wald - hoch zur Bodenschneid. Anfangs war der Weg ganz schön matschig, was sich mit Zeit und Höhe schließlich gab. Nach oben hin lichtete sich der Wald immer mehr und man hatte nun beim Aufstieg immer mal wieder einen schönen Blick auf den Wallberg. Als wir die Schneid erreichten, also die Wiese, die zum Gipfel führt, war ich völlig außer Puste. Der Weg hinauf war ganz schön steil! Ich kam total aus dem Takt und schleppte mich die letzten 100 Höhenmeter (wiedermal!) hoch zum Gipfel. Dort waren sehr viele Leute. Und es war erst 14:30! Zeit für eine längere Pause, Aussicht genießen und Planung der weiteren Route: Suttenstein, Stümpfling, Spitzingsee.

Der Weg zum Suttenstein runter war toll. Ich war zum ersten Mal in solchem Gelände und ich ging entsprechend sehr vorsichtig und langsam. Aber es gefiel mir sehr gut. Nur war ich am "Suttenstein" dann wirklich erschöpft vor lauter Konzentration. Und wo zum Geier war eigentlich nun der "Suttenstein"? Einen Gipfel gab es nämlich gar nicht, nur eine Bank auf einer kleinen Aussichtsplattform. Wir überlegten uns, dass dieser Aussichtspunkt von unten vielleicht aussieht wie ein Stein und er deshalb so genannt wurde. Verifiziert haben wir das aber nicht.

Weiter zum Stümpfling hatten wir dasselbe Gefühl. Wir gingen die Stümpflingabfahrt hoch. Das erkannte ich, weil ich eine alte Webcamguckerin bin! Auf die Idee, sofort meinen Mann anzurufen, dass er mal in die Webcams guckt, ob er uns sieht, bin ich aber nicht gekommen. Und der Stümpfling ist auch kein richtiger Berg. Man hat den Gipfelpunkt gar nicht richtig wahrgenommen.

Aber als wir an einer Hütte vorbeikamen, an der Jagahütt'n, guckt uns auf einmal ein Gipfel an: der Rosskopf. York fragte, ob wir den noch schaffen. Ich antwortete, dass der ja so prominent herumsteht und man deshalb ja gar keine andere Wahl hat. Also gingen wir hinauf. Und ich hatte Stöcke dabei, nämlich die uralten Wanderstöcke meiner Oma, die ich jetzt auspackte, damit es schneller geht. Stöcke helfen nämlich wirklich. Unter anderem zwar auch ein wenig dem Gleichgewicht, wenn es rutschig ist. Aber der Hauptvorteil, den ich erkannte, war das höhere Tempo. Man geht mit den Dingern wirklich viel schneller. Der Rosskopf war nett. Mir gefiel es. Da war sie wieder, die Einsamkeit am Berg. Es war ja auch schon 17 Uhr!

Nun mussten wir uns aber beeilen! Ab hinunter zum Spitzingsee und zu unserem Bus. Wir gingen sehr schnell hinunter, meist auf Forststraße. Wir machten noch kurz an einem unbekannten See Halt und schossen ein paar Fotos. Um 18:15 erreichten wir den Spitzingsee und guckten auf den Busfahrplan: der letzte Bus fuhr 17:30. Zum Glück waren ein paar sehr freundliche Wanderer bereit, uns nach Fischhausen-Neuhaus zu fahren, sonst hätte das für uns noch eine mindestens zweistündige Wanderung in der Dunkelheit bedeutet (oder das Rufen eines Taxis).

Aufstieg: ca. 1100 Höhenmeter, Strecke: ca. 17 km


23.10.2011:
Lenggries - Kalvarienberg - Geierstein - Fockenstein - Bad Wiessee

Es hatte drei Tage zuvor geschneit. Sowas ist immer schlecht für mich und mein denkendes Hirn. Ich male mir nämlich immer das Schlimmste aus, was passieren kann, und starte eine solche Tour dann nicht mit hundertprozentiger Überzeugung.
Mit meinem Notfallplan ("Vielleicht gehen wir doch lieber über die Täler") traf ich mich mit York am Hauptbahnhof um 9:00, um dann nach Lenggries zu fahren. In Lenggries angekommen hatte er mich schon wieder davon überzeugt, dass wir das schon irgendwie schaffen und wenn es gar nicht anders geht, wir eben umdrehen. Er werde mir sicher nicht den Kopf abreißen!

Wir gingen erstmal auf den Kalvarienberg in Lenggries. Dort wohnt nämlich eine kleine Katze, die wir zu sehen hofften. Aber es war ja kalt und bei Kälte sind Katzen eben woanders: an einem kuscheligen Plätzchen in einem Zimmer an der Heizung.
Dann verfehlten wir noch den Weg zum Geierstein und liefen einmal um den Schlossweiher herum. Doch der Weiher war so schön beleuchtet, dass York die Gelegenheit nutzte und ein paar Fotos schoss.

Auf gings, auf den Geierstein. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich das erste Mal nach 20 Jahren Bergabstinenz wieder auf einen Berg wanderte. Eben diesen Geierstein. Und wie schockiert ich war, dass sich das doch so erheblich von einer Flachlandwanderung unterschied. :-) Diesmal genoss ich den Aufstieg. Ich ging für mein Gefühl sehr langsam hoch, wollte aber nicht wieder dieses "Oh-Gott-noch-100-Höhenmeter-Gefühl" der anderen Wanderungen erleben. Als man den ersten Schnee sah und die Wege rutschiger wurden, bekam ich wieder Zweifel. Auf was hatte ich mich da eingelassen? Ob ich das schaffe? Aber bis zum Gipfel des Geiersteins ging es dann doch recht gut (mit meinen Stöcken!) und am Gipfel oben war es auch noch schön warm! Was mir sehr gut gefiel waren diese Mini-Klettereinlagen. Das ist einfach sehr abwechslungsreich (und vermutlich der Grund, warum ich beim ersten Mal so schockiert war).

Oben am Gipfel fragten wir andere Wanderer nach der Wegbeschaffenheit der anderen Wege. Und einer antwortete, dass er wieder umgekehrt sei, weil der Weg auf der anderen Seite sehr verschneit und steil wäre. Sowas sagt man nicht vor einer unsicheren Alex!!! Schon war ich wieder am Zweifeln und schmiss York meinen zweiten Notfallplan vor die Füße: Zurück nach Lenggries?! (Ich bin ja so froh, dass ich immer Leute um mich habe, die mich dazu drängen, mich zu konzentrieren und doch weiterzumachen, sonst würde ich wirklich viel verpassen!) Wir gingen also nicht zurück nach Lenggries, sondern versuchten unser Glück. Wir gingen in dieses verschneite Terrain und ich erkannte nicht mal einen Weg. Wie soll man denn da runterkommen, dachte ich, wenn man nicht weiß, wo der Weg ist. York ging vor und guckte sich das an, fand den Weg und musste dann auch erstmal grübeln, wie er da runter kommt. Es dauerte eine kleine Weile, aber dann fand er einen Weg runter und half auch mir herunter. Dann gingen wir weiter durch eine schöne weiße Winterlandschaft, in der es mir wirklich sehr gut gefiel. Doch leider wurde aus dem Schnee langsam Matsch und aus dem Matsch dann matschiger Boden und schon gefiel es mir nicht mehr so gut. Da war dann auch die Abzweigung zum Fockenstein! Notfallplan 3: "Übers Hirschbachtal zurück nach Lenggries?!"

York fragte entgegenkommende Wanderer wieder nach der Wegbeschaffenheit. Alles etwas matschig, aber sonst ok, war die Antwort. Mit so etwas kann ich leben, dachte ich, ich bin ja schon im Batz. Und so gingen wir weiter in Richtung Fockenstein. Jetzt merkte ich langsam, wie anstrengend der Geierstein war und ich hoffte inständig, dass meine Kraft auf den Fockenstein reichen würde. Dank des geliebten Matsches und Sumpfes auf der Wiese unterhalb des Gipfels ging es nun langsam voran, was mir half, Kraft zu sparen. An einer Weggabelung fragte mich York, ob ich hier warten möchte oder mit auf den Gipfel kommen möchte. Ich mag solche Fragen nicht, denn ich hasse die Vorstellung, allein irgendwo herumzustehen. Alles ist mir lieber als Däumchen zu drehen. Und so ging ich eben mit. Erst wieder durch Sumpf, aber dann durch viel schöneres felsigeres Gelände mit kleinen Klettereinlagen. Geiersteinfeeling! Und die Felsen waren auch noch so hübsch. Sowas gefällt mir. Der Gipfel gefiel mir allerdings dann nicht mehr so, weil es dort oben sehr windig und kalt war. Ich genoss ein wenig das Panorama, wollte aber eigentlich nicht allzu lange bleiben und lieber gleich wieder nach unten.

Beim Abstieg hatte York eine gute Idee: Er folgte einem anderen Wanderer quer über die Wiese und nicht durch diesen matschigen Sumpf. Der Wanderer ging zu seinem Mountainbike und zeigte uns noch den Weg zur Aueralm, auf dem wir nach Bad Wiessee wollten. Da ich sowieso schon die ganze Zeit ein "Steckentier" war (wie York die Leute mit Wanderstöcken nennt), freundete ich mich langsam mit diesen Dingern an. Und auch Nordic Walking kam mir auf einmal nicht mehr ganz so seltsam vor. Ich erzählte York davon, dass ich im Internet ein Bild eines Zeckenschildes gesehen habe, welches an der Aueralm zu sehen sei. Ich war schon gespannt darauf, wie es wirklich aussieht... Es war wirklich groß. Eben ein "Vorsicht, Zecken"-Schild mit riesiger Zecke drauf, dass sie beinahe nicht auf das Schild gepasst hätte. Was mir aber noch mehr auffiel als das Schild selbst, war die Anzahl dieser Schilder! Wir zählten vier Zeckenschilder und ich konnte endlich den Eintrag im Internet deuten, der in etwa lautete: "Bald muss man ein Schild aufstellen, welches vor Zeckenschildern warnt."

Nach einer weiteren Stunde waren wir unten in Bad Wiessee und dort ging die Sonne dann völlig unter. Ich kam mit meinem Notfallplan Nr. 4: "Wir suchen eine Bushaltestelle und fahren mit dem Bus nach Gmund. Hier sind so viele Reha-Kliniken, da fahren die Busse bestimmt länger als am Spitzingsee." Im Gegensatz zu meinen anderen Notfallplänen wurde der aber angenommen und wir hatten Glück: In einer halben Stunde (um 19:15) fährt ein Bus nach Gmund und sogar weiter bis nach München Hauptbahnhof! Juhu! Wir werden Bus fahren, nicht BOB.

Und was soll ich sagen? Ich erreichte sogar noch die frühere S-Bahn, weil der Bus schneller war als erwartet und sogar am Isartor hielt. :-) Meine Tochter habe ich zu Hause schon schlafend vorgefunden, weil sie an diesem Tage keinen Mittagsschlaf gehalten hat. Ich hatte also genug Zeit, den Birnenkuchen meiner Mutter zu genießen und dann ein heißes Duschbad zu nehmen.
An manchen Wandertagen kommen die Glücksgefühle erst gebündelt am Abend und nicht portionsweise während der Wanderung. Das war so ein Tag. Aber ich bin sehr stolz auf mich.

Aufstieg: ca. 1200 Höhenmeter, Strecke: ca. 17 km


29.10.2011:
Gmund - Bad Wiessee - Hirschberg - Scharling

An diesem Tag ging es um 9 Uhr mit der BOB los. Wir planten, um ca. 10:30 mit dem Aufstieg auf den Hirschberg zu beginnen und mittags auf der Hütte zu essen. Doch es kam natürlich alles anders: Schienenersatzverkehr! Die BOB hielt in Deisenhofen und wir stiegen in einen Bus um, der eine ganze Stunde nach Holzkirchen brauchte. Die dort wartende BOB zum Tegernsee für auch erst 15 Minuten später (für alle Trödler, die den Weg vom Bus zum Zug nicht finden). Und so kam es, dass wir über eine Stunde später in Gmund ankamen.
Dort wollten wir den Bus nach Bad Wiessee nehmen. Er sollte auch um 11:15 fahren und so spät war es gerade: 11:15. Aber es kam kein Bus... Auf dem Fahrplan stand auch etwas von "erheblichen Verspätungen wegen Bauarbeiten". Gut, dann eben laufen. Es war zwar nicht geplant, aber wir hatten Glück im Unglück: der Tegernsee sah im Sonnenlicht wunderschön aus. Die Blätter leuchteten ganz golden, der See schimmerte und es war fast kein Wanderer oder Spaziergänger unterwegs. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir auch endlich bei der Abzweigung in Bad Wiessee zum "Bauer in der Au". (Unterwegs im See sichteten wir eine Art "Knochengerüst" aus Schilf und anderen Gräsern, welches wir "Tessie" tauften.)

Also hoch auf den Berg! Wir durften jetzt nicht mehr trödeln, weil wir sonst in der Dunkelheit absteigen hätten müssen. Und dummerweise hatte meine Tochter sich meiner Stirnlampe bemächtigt und sie irgendwo im Haus sehr sehr gut versteckt. Ich hatte die Lampe also nicht dabei, war aber durchaus optimistisch, dass wir das alles heute bis 18:00 packen.
Wir wanderten auf einer Forststraße bis zum "Bauer in der Au", dann weiter auf einer Forststraße bis diese nach links in einen Wald führte. Kurz vor dem Wald stand ein Schild: "Forstarbeiten - in 50 Metern den Steig links benutzen!" Wir gingen weiter und tatsächlich zweigte nach ungefähr 50 Metern ein Steig ab. Aber nach rechts. Wir überlegten, was wir tun sollten und diskutierten mit noch zwei Wanderern aus, dass die wohl das "andere links" meinten. Zitat der Frau: "Da hier in Bayern ja notorischer Jodmangel herrscht, meinten die bestimmt das andere links."

Der Steig war eine willkommene Abwechslung zur Forststraße. Er führte langsam im Wald hinauf, mal trocken, mal nass, mal richtig sumpfig mit Balanceübungen (bei der ersten Übung hätte ich York beinahe den Hang runter geschubst), mal voller bunter Blätter. Richtig schön! Irgendwann kam uns ein älterer Wanderer entgegen, der gleich nach dem obligatorischem "Servus" ausführte: "Ihr müsst euch aber beeilen, wenn ich nicht in der Dunkelheit absteigen wollt." JAAAAAAAAA! Langsam hab ichs verstanden... Es war ja wahrscheinlich nur nett gemeint, aber mir ist sowas mehr als bewusst und ich habe keine Lust von jedem daran erinnert zu werden: Wir durften ja auch heute nicht herumtrödeln. Nach kurzer Zeit erreichten wir das Hirschberghaus. Es war 14:50. Eigentlich lagen wir gut in der Zeit. Wir genossen schnell einen Kaffee und ein Stück Brombeerkuchen (die Brombeeren waren äußerst lecker, der Bisquitboden leider eindeutig aus dem Supermarkt - die Lenggrieser Hütte gewinnt hier beim Kuchenwettbewerb knapp).

Auf gings in Richtung Gipfel. Hier war der Steig stellenweise etwas rutschig. Und ich mutierte lieber mal zum Steckentier. Erstens war ich dadurch schneller und zweitens wird es dann einfach keine Rutschpartie. Der Steig war jetzt einen Hauch steiler als der erste durch den Wald. Irgendwann am Ende ging es kurz durch Latschen und dann über eine Wiese zum Gipfelkreuz.
Die Aussicht war wunderbar. Keine Frage. Hier habe ich mal die Chance genutzt und mir unsere andere Touren angesehen. Die waren ja wirklich umfangreich. Und wenn ich mir dann noch ansah, wo wir am heutigen Tagen die BOB verlassen hatten und wo wir jetzt standen, war ich eindeutig sprachlos. Wenn es Sommer gewesen wäre, hätte ich vielleicht noch Lust gehabt, den Tegernsee ganz zu umrunden.

Als wir uns wieder auf den Weg nach unten machten, merkte ich, dass meine Knie schmerzten. Vor allem das rechte. Ich wunderte mich, woher das nun kam und wo ich mich irgendwo vielleicht vertreten haben könnte. Ich hatte keine plausible Idee. Vielleicht hatte ich mich schon beim "7-km-Start-Wandern" irgendwie übernommen? Ich stellte die Stecken länger, weil ich nun wusste, dass ich die sicherlich bis ganz nach unten brauche.
Wir nahmen einen anderen Weg zurück: kurz vor der Hütte gingen wir rechts zur Rauheckalm. Das Rauheck gab es tatsächlich, vermutlich ist da oben im Gestrüpp auch ein Gipfelkreuz. Allerdings erkannten wir keinen eindeutigen Weg hinauf und beschlossen, lieber keine Experimente mehr zu machen. Einfach zügig herunter gehen.
Irgendwann wurde der Steig zur Forststraße und das heißt ja normalerweise, dass es bis ins Tal Forststraße bleibt. So taten wir das alte und lieblos an einen Baum genagelte Schild mit der Aufschrift "Scharling" (welches in Richtung eines Hanges, der Hirschbergabfahrt, zeigte) als eben veraltet ab und gingen geradeaus weiter. Doch irgendwann endete die Straße abrupt. Gut, dass wir nicht lange in diese Sackgasse gelaufen sind. Zurück beim veralteten Schild seufzten wir einmal kurz: Eigentlich wollte ich das im Hinblick auf mein Knie vermeiden. Ein Weg führte in steilen Serpentinen die Abfahrt herunter. Ich bohrte meine Stecken richtig in den Boden rein und stützte mich richtig auf. So tat es tatsächlich weit weniger weh. Aber es bremste leider auch. Doch um ca. 17:50 erreichten wir den Talort "Scharling". Wir irrten ein wenig umher und da entdeckte York eine Bushaltestelle. Juhu!!! Es besteht also die Chance, dass wir nicht noch den Tegernsee umrunden müssen. Und tatsächlich fuhr der Bus. Wir haben wirklich immer ein Glück. Der Wandergott ist uns einfach wohlgesonnen.

Als wir in Tegernsee dann in unserer BOB mit der Aufschrift "München Hbf." einstiegen, beteten wir, dass wir doch bitte direkt nach München fahren wollen und nicht noch mit Schienenersatzverkehr. Kurz vor Holzkirchen aber dann die Ansage: "Ab hier Schienenersatzverkehr." Nagut. Man sollte dem Wandergott auch seine Ruhe geben. Vielleicht ist der bei der Bahn auch nicht mehr zuständig. Brav fuhren wir mit dem Bus mit und wärmten uns bei der Gelegenheit gleich mal auf. Im Zug ist es einfach nicht ganz so kuschelig warm. Aber wir kamen trotz Verspätung wegen Bauarbeiten dann doch noch in München an.

Aufstieg: ca. 900 Höhenmeter, Strecke: ca. 20 km


05.11.2011:
Wendelstein

Wir starteten unsere heutige Tour in Bayrischzell. Diesmal gab es keinen Schienenersatzverkehr und wir kamen ganz pünktlich an. Wir begannen wieder mit einer Wasserfallbesichtigung und York kündigte schon an, dass wir uns beim Abstieg die Füße in einem Gebirgsbach abkühlen wollten.

Der Weg bis zum Wendelsteinhaus war problemlos zu gehen. Es war herrlichstes Wetter und man hätte meinen können, dass es August ist, auch von den Temperaturen her. Aber die Bäume waren natürlich schon bunt und teilweise komplett blattlos. Man hatte auch schon während des Aufstiegs herrliche Aussicht auf die umgebenden Berge.

Da es Samstag war, gab es natürlich keine Bergeinsamkeit. Drei Wandergruppen fuhren schon mit uns in der BOB und stiegen in Osterhofen aus. Wir trafen die Gruppen aber beim Aufstieg wieder und überholten sie. Ich fühlte mich einfach gut, und schätzte, dass ich mit ca. 300 Höhenmetern pro Stunde unterwegs war (die Schätzung war ganz gut, wie sich herausstellen sollte). Nach gut 800 Höhenmetern merkte ich allerdings wieder meine Knie und packte lieber meine Stecken aus.

Bald war das Wendelsteinhaus erreicht und wir holten uns gleich einen Kuchen und eine Johannisbeerschorle. Meine Käsesahnetorte hier war sehr sehr lecker. Ich rätsele zwar immer noch, ob der selbstgemacht war oder einer aus dem Tiefkühlfach (das Stück sah von vorne bis hinten ungewohnt perfekt aus), doch letztlich ist es ja egal: Es schmeckte köstlich und auch nicht zu süß.

Ich warf einen Blick auf die Uhr: 13:30. Also hatten wir für 900 Höhenmeter plus Kuchenverspeisung jetzt 3 Stunden gebraucht. Das war doch super. Die mit Abstand beste Zeit, die ich je erwandert hatte. Umso mehr wunderte mich Yorks Aussage, dass wir sehr langsam gewesen seien.

Also nun rauf auf den Gipfel! Das letzte Stück war ein Sparziergang, denn der ganze ausgetretene und speckige Fels ist geteert und es sind normale Treppenstufen bis zum Gipfel vorhanden. Auf dem Gipfel ist auch die Sternwarte. Und immer noch viel viel Wind.
Da durfte ich York nun fotografieren. Ich fand das toll und drückte frohen Mutes gefühlte 100 Mal auf den Auslöser. Ob da nun ein gelungenes Bild dabei ist, weiß ich noch nicht. Ich fürchte nicht, denn ich bin eine miserable Fotografin.

Es war nun 14:30 und wir begannen mit dem Abstieg. Es gab direkt unterhalb des Wendelsteinhauses eine kurze Passage, die noch nass und etwas rutschig war, welche ich lieber wieder mit Stecken bewältigte. Danach ging es aber wie gewohnt sommerlich hinunter. Wir sahen sogar Gämse! Da machten wir gleich eine etwas längere Pause und sahen diesen schönen Tieren zu. Es gingen zwei Wanderer an uns vorüber, die im Gespräch vertieft gar nicht bemerkten, was da direkt vor ihnen zu sehen war. Dabei waren die Tierchen mindestens genauso niedlich wie die dauerhungrigen Bergdohlen auf dem Gipfel und am Wendelsteinhaus.

Der weitere Abstieg war weiter sehr schön und irgendwann gingen wir schneller, weil wir das Gefühl hatten, dass es bald zu dämmern begann. Schließlich hatten wir ja noch etwas vor! Und um 16:30 stapften wir knietief im eiskalten Wasser der "Grünen Gumpe". Das fühlte sich sehr gut an! Man war wirklich unglaublich erfrischt. So etwas kann ich jedem nach einer Bergtour empfehlen.

Als wir wieder in Bayrischzell waren, sahen wir, dass wir noch eine halbe Stunde auf unseren Zug warten mussten und so gab es noch einen Höhepunkt am Tag: Pizza!

Aufstieg: ca. 1000 Höhenmeter, Strecke: ca. 10 km


12.11.2011:
Spitzingsattel - Taubenstein - Hochmiesing - Soinsee - Geitau

Die BOB war heute nicht gut besetzt. Anscheinend war die Wandersaison jetzt vorbei. Ich wunderte mich trotzdem etwas, denn es war herrliches Wanderwetter. Es gab zwar in der Nacht Frost, aber in den Bergen war es trotzdem nur leicht bewölkt. So freuten wir uns auf nichtüberlaufene Berge. Nachdem wir in Fischhausen-Neuhaus ausstiegen, nahmen wir den Bus Richtung Spitzingsattel. Die Route rief Erinnerungen wach. Wenn wir diese Strecke damals hätten laufen müssen!

Der Spitzingsattel liegt auf ca. 1100 hm. Wir haben uns also eigentlich 400 Höhenmeter hochgemogelt. Es war 10:30 Uhr. Ob wir an diesem Tag meinem Anspruch auf 1000 hm im Aufstieg noch gerecht werden würden? Doch selbst wenn nicht, wird es bestimmt schön. Wir gingen also los Richtung Taubensteinhaus. Ein wirklich sehr netter Weg führte hoch bis zu einer Skiabfahrt, an der der Weg sich teilte. Links oder rechts? Wir entschieden uns für rechts. Das war der falsche Weg, denn es war der Weg über die Abfahrt und sowas ist in dieser Witterung eigentlich immer recht matschig. Heute Gott sei Dank nicht, denn es war ein Nordhang und da es in der Nacht Frost gab, war alles schön eingefroren. Man rutschte nur ab und zu. Der Weg war zwar nicht der Schönste, aber doch gut machbar.

Am Taubensteinhaus sah man gleich den Wegweiser Richtung Taubensteingipfel. Da gab es dann eine kleine Klettereinlage. Die machte mir im Aufstieg keine Probleme: einfach irgendwo festhalten! Und außerdem gab es den Luxus eines Drahtseils. Oben schoss York ein Gipfelpanorama und wir sahen noch einige andere Pärchen, die oben ankamen. Seltsamerweise hüpften die Frauen immer problemlos hoch und runter, wobei die Männer oben mit Kommentaren ankamen wie "Ok, ich bin oben, aber ich gehe nicht zum Rand, da falle ich ja runter!" oder "How the hell do I get down again?!" Gute Frage eigentlich. Darüber hatte ich mir beim Hochgehen gar keine Gedanken gemacht. Wir gingen dann auch wieder runter. Ich überlegte, ob es für mich einfacher wäre, wenn ich rückwärts runter gehe, tat es aber dann doch vorwärts. Im Steilen noch kein Problem, man kann sich ja gut einhalten. Aber als es etwas flacher wurde, stand ich vor meinem alten Problem: Ich traute mich nicht aufrecht zu gehen. Also vorsichtig auf allen Vieren herunter zittern? Dass ich meinen guten Schuhen auch wirklich vertrauen könnte (und meinem Gleichgewichtssinn) merkte ich erst ganz unten, wo dann auf einmal das Schild stand: "Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig!" Das kam wohl etwas spät. Ich habe mich da aber wirklich geschämt. (Ich weiß, dass es nicht auf Schönheit ankommt beim Wandern, aber manchmal habe ich eben meine Standards.)

Unten angekommen stand am Wegrand ein großer Felsen und ich erinnerte mich, dass ich hier vor 22 Jahren schon einmal war. Da war doch ein Kletterfelsen für Kinder? Das wird er wohl sein! York schickte mich da gleich zu Übungszwecken hoch. Gleiches Spiel wie eben: Hoch kam ich zwar nicht problemlos, aber dank der tollen Löcher im Fels ging das ganz gut. Aber wie wieder herunter? Wo waren nochmal die Stufen? Ich lernte, dass ich mir doch vorher eine Abstiegsstrategie überlegen sollte. So musste mich York von unten führen: "Links, weiter links... noch ein wenig weiter. Ja! Da ist jetzt eine Stufe. Nun das rechte Bein nach links. Nein, links, nicht rechts!" Es hat mir aber trotzdem Spaß gemacht. Und es hat mir gezeigt, dass ich sowas zu Übungszwecken einfach öfters machen sollte.

Dann gingen wir weiter Richtung Miesingsattel. Dazu querten wir einen Hang, der zwar jetzt im Herbst recht unspektakulär schien, ich mir aber vorstellen konnte, welche Blumenpracht es dort im Frühjahr geben würde. Der Weg war auch toll angelegt. Am Sattel angekommen, zeigte mir York die Option, nachher über den Nordgrat noch auf die Rotwand zu gehen. Er meinte: "Ich verstehe jeden, der da nicht rauf will." Ich war so jemand. Das sah nicht nur steil aus, das war auch steil. (Ich habe nach der Wanderung auch ergooglet, dass der DAV dort mit Gruppen hingeht, die trittsicherer werden wollen. Die sind aber alle gesichert.)

Also gingen wir nach links den Hochmiesing rauf. Ich merkte, dass mir schon wieder meine Knie schmerzten und blöderweise meine rechte Schulter auch noch. Steckenzeit! Dadurch ging es zwar etwas schneller, aber in den ganzen Latschen links und rechts des Weges verhedderten sich manchmal meine Stöcke. Um genau 13:50 Uhr waren wir oben auf dem Gipfel des Hochmiesing. Ich rechnete nach: abzüglich der Pausen haben wir also 2,75 Stunden für diese zwei Gipfel benötigt.

Zufrieden stiegen wir wieder ab und machten uns auf, den Rotwandgipfel links zu umgehen, um dann dort vielleicht doch noch hinaufzugehen. Aber unterwegs verloren wir so viele Höhenmeter, dass ich sehr skeptisch wurde: Meine Knie taten mir immer noch weh und ich war eigentlich schon recht müde, ich müsste mich also ziemlich anstrengen, da noch hochzukommen. Noch dazu hätte das bedeutet, dass wir dann in der Dunkelheit hätten absteigen müssen.
York meinte, wir sollten gleich absteigen und dann unsere Füße noch im Gebirgsbach abfrischen. Das klang schon viel verlockender!

Der Bach war... KAAAAAAAAAAAAAAALT! Wir schätzten ihn auf 4 Grad, genau wussten wir das natürlich nicht, da wir kein Thermometer dabei hatten. Es war schon extrem, aber sehr wohltuend.
Danach ging es noch an einem Flugfeld für Segelflieger vorbei. Wir beobachteten einen Segelflieger beim Start und gingen auf der geodelten Straße nach Geitau entlang. Der Gestank war schrecklich. Aber wir gingen zügig weiter, weil wir hofften, dass das Wirtshaus in Geitau, bei dem wir vorbeikommen würden, uns mit einem Blaubeerkuchen beglücken konnte. Aber das Wirtshaus hatte wegen Betriebsurlaubs geschlossen. Von weitem sahen wir jetzt zudem noch, dass wir unsere BOB verpasst hatten und nun eine Stunde auf den nächsten Zug warten mussten. Zitat York: "Geitau ist in meiner Gunst gerade deutlich gesunken."
Die Zwangspause am Bahnhof nutzen wir aber dazu, die Schokolade zu vertilgen, die wir an den beiden Gipfeln immer zu essen vergessen hatten. Wir machten noch Gymnastik, um warm zu bleiben.

Und als ich dann um 19:30 in Eching ankam, holten mich mein Mann und meine Tochter vom Bahnhof ab. Ich freue mich immer so sehr, wenn ich nach einem sehr schönen Tag dann endlich meine kleine Maus wieder habe.

Aufstieg: ca. 900 hm, Strecke: ca. 15 km


20.11.2011
Ohlstadt - Heimgarten - Herzogstand - Walchensee

Wir starteten unsere Tour in Ohlstadt um 09:30. Nach Ohlstadt kommt man bequem mit der Bahn, aber leider ist der Bahnhof etwas außerhalb des Ortes. Also begannen wir unsere Tour mit einem kleinen Hatscher zum Parkplatz direkt am Bergfuß. Eine Forststraße führte gemächlich und nicht allzu steil nach oben. Bei den ersten Wegweisern suchten wir die DAV-Karte nach Zusatzzielen für den heutigen Tag ab und wurden fündig: "Veste Schauenburg". Nichts wie hin! Frisch wie wir noch waren, hüpften wir die paar Meter hinauf und standen vor einer imposanten Felsformation, die zwar als "Naturdenkmal" beschildert war, wir aber nicht in Verbindung mit der Veste brachten. Ganz oben war ein Gipfelkreuz und wir schauten umher, ob wir eine alte Burg oder Burgruine finden konnten. Aber da war nichts. Irgendwann merkte ich, dass da große Löcher im Boden waren - Höhlen in der Felsformation. Und was sah man in einem dieser Löcher? Schreibzeug, und... einen Schrittzähler?! Es sah jedenfalls so aus. Ich vermutete, dass das ein Geocache war (ich hatte Recht), doch York zweifelte. Wir wussten ja auch nicht, wie so ein Cache überhaupt aussieht, weil wir noch nie einen gehoben hatten. Wir beachteten die Dinge im Loch nicht weiter und gingen wieder hinunter um weiter zum Heimgarten aufzusteigen.

Entlang der Forsttraße ging es weiter, die irgendwann zu einem schönen unschwierigen Steig wurde. Nach einiger Zeit querten wir etwas, was wie ein Flußbett aussah, tatsächlich aber ein Lawinenstrich war. Der sah wunderschön aus. Denn alles war voller Rauhreif und ganz glitzernd weiß. Weiter ging es am Lawinenstrich hoch zur Bärenfleckhütte.

Die weitere Zeit bis zum Gipfel verging so rasend schnell, dass ich nur noch wenig in Erinnerung habe. Das war jedoch wirklich einprägsam: eine traumhafte Aussicht runter ins Tal. Wir sahen lauter Seen, die wir nicht klar zuordnen konnten (Staffelsee, Ammersee, Starnberger See und noch ein mir nicht bekannter See). Da man aber nicht auf einen Berg geht, um über Seen zu grübeln, stiegen wir weiter auf. Irgendwann sagte mir mein Körper, dass wir die 1000 Höhenmeter im Aufstieg überschritten hätten. Ich gerate dann in ein Konditionstief und brauche dringend Rast. Gut, dass York den Gipfel schon sehen konnte, so konnte er mich trösten, dass wir gleich eine Pause machen würden. Bei der Abzweigung links zum Gipfelsteig fanden wir noch einen lachenden Filzpilz, den wohl ein Kind verloren hatte. Ich fragte mich, ob das Kind wohl sehr traurig ist und ob die Eltern diesen Pilz noch suchen würden. Vermutlich nicht. Da gibt es dann einfach einen neuen Pilz aus Filz.

Der Heimgartengipfel bot eine traumhafte Aussicht. Leider erkannte ich nur sehr wenige Berge. Den Wendelstein natürlich, den Wallberg mit ca. 10 Paragleitern darüber, Zugspitze und Waxenstein in der anderen Richtung. Ich blickte hinunter zum Grat auf den Herzogstand, den wir wohl nun in Angriff nehmen würden. Wir lagen nämlich wirklich gut in der Zeit. Die 1155 Höhenmeter bis zum Gipfel des Heimgartens hatten nur 3 Stunden in Anspruch genommen.

Vor dem Grat stand ein Schild mit der Aufschrift: "Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich". Der Weg war aber so toll hergerichtet, dass das gar nicht notwendig war. Links und rechts wuchsen entweder niedrige Latschen an den Hängen, so dass einem eigentlich nie schwindelig werden konnte. An einigen Stellen hatte man richtige Tiefblicke in Schluchten oder Hänge, die aber alle mit einem Zaun aus Draht versichert waren. Und obwohl der Weg fast schon behindertengerecht war, war er abwechslungsreich. Man durfte auch mal mit der Hand an der Fels langen und ein ganz klein wenig klettern.
Das einzig Negative war, dass ich meine Beine zu spüren begann, aber jetzt so richtig. Ich wusste, dass ich nicht allzu viel mehr schaffen würde. Unterwegs trafen wir noch auf ein Gipfelkreuz, unter dem ich grübelte, ob ich es wirklich aufrecht zum Herzogstand schaffen würde oder ob ich auf allen Vieren dort ankommen würde. York schoss genau in diesem Moment ein Foto von mir. Ich bin ja gespannt, wie das geworden ist. Er sagte, ich sah aus wie Angela Merkel.
Der restliche Weg ging zwar wirklich an meine Substanz, aber genau in dem Moment, als ich York wieder mitteilte, dass wir doch bitte langsamer machen sollten, kam der rettende Satz: "Wir sind doch schon da! Mecker nicht!"

Wir gingen zum Pavillon auf dem Gipfel (der wirklich total heruntergekommen, versifft und alt aussah). Dort setzte ich mich erstmal und schaute wieder auf die Uhr: 14:00. Noch 3 Stunden bis zur Dämmerung. York kam nach einer Weile zu mir und zeigte auf einen weiteren kleinen Gipfel, an dem wir vorbeilaufen würden: den Martinskopf. Von oben sah es aus, als ob es wirklich nur ein 10-Minuten-Sprung auf diesen Gipfel wäre. Ich zweifelte jedoch stark daran, dass ich in meiner Verfassung noch schnell irgendwo hochhüpfen könnte.
Wir ließen den Martinskopf links liegen (eher rechts) und ich erleichterte mich erstmal im Herzogstandhaus. Dann stiegen wir Richtung Walchensee ab. Der Weg runter war auch wunderschön und gefiel mir gut. Ich benutzte meine Stecken als eine Art Krücken, um über hohe Stufen zu hüpfen. Das machte richtig Spaß und tat nicht in den Knien weh. Da ich das Gefühl hatte, dass es schon dämmerte, machten wir Dampf: Wir gingen wirklich zügig nach unten. Leider war der Weg nicht sehr steil, so dass es sich subjektiv doch sehr hinzog.

Um 16:30 kamen wir an der Talstation der Herzogstandbahn an. Ich wollte zu Hause anrufen, um mitzuteilen, dass wir wieder unten im Tal waren, aber ich hatte österreichisches Netz, "A1". Der ekelhafte Teil der Tour begann jetzt: eine Stunde Warterei auf den Bus nach Kochel. Und dann noch die lange Zugfahrt nach Hause. Ich fror fürchterlich und tat etwas, was man normalerweise unter keinen Umständen tun sollte: ich wechselte in der Bahn meine Socken. Ich roch aber sicherheitshalber erst an meinen Füßen, damit nicht alle Fahrgäste im Zug umfallen müssen. Meine Füße waren seltsamerweise total nass und sehr kalt. Deshalb fror ich die ganze Zugfahrt über sehr und bibberte den 10- minütigen Fußweg nach Hause. Daheim hatte mir meine Mutter aber schon einen Birnentee gekocht und ich würde schnell wieder warm. Die heiße Dusche danach war auch einfach nur eine Wohltat. Und meine Tochter hörte sich die spannende Geschichte unserer Tour mit großer Freude an.

Aufsteig: ca. 1300 hm, Strecke: ca. 16 km


13.05.2012:
Tegernsee - Neureuth - Gindelalmschneid - Breitenbach - Fischhausen - Schliersee

Diese Tour machte ich nicht mit York, sondern mit meiner Freundin Katharina und ihrem Mann. Wir starteten um 11:15 in Tegernsee. Ich hatte lange darauf gewartet, mal in die Berge zu schauen, wieviel Schnee denn noch liegt. Heute sagte der Wetterbericht zwar Wolken voraus, aber trocken sollte es bleiben - Regenrisiko 0,1%.

Wir gingen einen Bergsteig durch den Wald zum Gasthof Neureuth, wo Katharina erstmal meinte, dass wir dort eine kleine Brotzeit zu uns nehmen sollten und nicht in den Gasthof gehen sollten. Wir aßen also unsere Brote, worauf mich Valentin fragte, wie lange die Tour denn noch gehen sollte und ob wir unterwegs noch auf einen Gasthof träfen. Nö, antwortete ich. 10 Minuten später saßen wir vor zwei Tellern Spinatknödel und tranken Saft dazu. ;-)

Nun also richtig los! Auf den Berg! So war zumindest mein Plan. Doch sobald wir den Gasthof verließen, ahnten wir schon etwas. Es war irre kalt, wir waren mitten in einer dunklen Wolke. Ich wollte unbedingt wenigstens ein einziges Gipfelkreuz sehen und wir beschlossen, dass wir wenigstens auf die Gindelalmschneid gehen wollen, die Baumgartenschneid aber sein lassen und stattdessen nach Schliersee absteigen wollen. Gesagt, getan. Und als wir uns zur Gindelalmschneid aufmachten, fing es an zu graupeln. Schnell die batzige Wiese hoch und wieder herunter. Es war schon ziemlich matschig. Ein Vater stand mit seinem ca. 5jährigem Sohn auf dem Wiesenpfad zur Schneid und mahnte: "Auch wenn es hier lustig ist, sei bitte vorsichtig!" Katharina schoss auf dem Gipfel noch ein Beweisfoto von mir neben dem Gipfelkreuz und dann gingen wir hinunter ins Tal. Dieses Mal nahmen wir den rechten Weg (damals sind wir dem Prinzenweg nach links gefolgt). Nur führte dieser Weg gar nicht, wie ich erwartet habe, erstmal am Kreuzbergköpfel vorbei, er führte schlicht und einfach nach unten.

Auf dem Weg hüpften zahlreiche Buchfinken herum und suchten in den Zapfen nach Nahrung. Es war erstaunlicherweise aber kein einziges Buchfinkweibchen zu sehen. Vielleicht brüteten die Finken hier gerade. Wir gingen weiter nach unten bis wir in Breitenbach herauskamen und den Schliersee sahen. Was nun? Es war 16 Uhr und ich war noch so überhaupt nicht müde. Ich hätte wirklich mehr Höhenmeter gebraucht, aber ich fand auf die Schnelle keinen anderen Berg, zu dem ich die anderen noch hätte überreden können. Also gingen wir um den Schliersee herum. Unten in Fischhausen guckte die Sonne aus den Wolken und wir beschlossen, auf einer Bank zu rasten. Als wir dort saßen, betrachteten wir die Vögel auf dem See: ein Blesshuhn, Stockente und Stockerpel, ein Schwan. Der Schwan schwomm schnell näher. Ich scherzte noch, dass Schwäne beißen können und schon watschelte der Schwan in Windeseile aus dem Wasser, gerade auf uns zu und zwickte Valentin ins Bein! Wir packten schnell unsere Sachen und entflohen dem fauchenden Schwan. Wie wir in sicherer Entfernung waren, sahen wir den Schwan an der Bank, wie er in den Sträuchern unterhalb der Bank nach etwas suchte. Hatte er nur Hunger? Oder war dort vielleicht ein Ei?! Wir wollten aber nicht noch einmal eine Begegnung mit diesem blutrünstigem Schwan und gingen lieber weiter Richtung Schliersee.

In Schliersee angekommen, verlor ich komplett die Orientierung. Ich glaube, alleine wäre ich da noch 2 Stunden auf der Suche nach dem Bahnhof gewesen. Gott sei Dank konnte ich Katharina hinterherlaufen... Wir erreichten die BOB und ich traf an der Donnersbergerbrücke in München sogar noch eine Großtante, die heute ebenfalls am Tegernsee wandern war. Insgesamt war das ein sehr schöner Tag, wenn auch bewölkt. Ich hatte die Höhenmeter dringend nötig.

Aufstieg: ca. 570 Höhenmeter, Strecke: ca. 18 km


27.05.2012:
Tegernsee - Neureuth - Gindelalmschneid - Kreuzbergköpfl - Baumgartenschneid - Alpbachtal

Und auf ein Neues! Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Vier Arbeitskollegen meines Mannes Christian wollten diese Tour machen und fragten ihn, ob er nicht mitkommen wollte. Und ich konnte zudem auch schlecht "Nein" sagen. Und wohin ging es? Ursprünglich war angedacht, eine leichte Einsteigertour in die Bergsaison zu machen. Maximal 600 hm, leicht zu gehen. Und der erste Gedanke war natürlich "Neureuth". Ja, toll... Wie wärs denn zur Abwechslung mit einem richtigen Berg?! Doch besser als daheim herumzuhocken war das auf jeden Fall. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand mit Alex' Verführungskünsten gerechnet. ;-)

Die BOB nach Tegernsee um 9 Uhr war derart voll, dass wir die Nächste nehmen mussten, um 9:30 Uhr. Eine Stunde später standen wir am Weg nach Neureuth und dieses Mal gingen wir nicht den "Bayernweg", sondern den "Sommerweg". Meine Güte, der war langweilig. Ich ging flott voran, die anderen hechteten mir hinterher, aber schließlich hing ich sie ein wenig ab. Ich konnte diesen Forstweg nicht ertragen! Um ca. 12 Uhr erreichten wir die Neureuth und wir genossen Spinatknödel, Leberkäse und Schweinsbraten.

Weiter ging es zur Gindelalmschneid. Ich erzählte davon, dass ich den "richtigen Weg" auf die Baumgartenschneid noch nicht gefunden hatte, weil die Karte da einfach komisch war. Und Caro hatte eine andere, ältere Karte und schaute nach. "Das ist doch ganz einfach. Ich weiß wohin!" Ich schmunzelte ein wenig. Wollten sie nun wirklich auf die Baumgartenschneid hoch? Mal abwarten. Eine halbe Stunde später waren wir auf der Gindelalmschneid und da nahm ich den Fotoapparat und fotographierte wild herum. Da waren soviele schöne Blumen auf der Wiese. Frühling auf dem Berg ist schon etwas ganz Besonderes.
Ich wollte schon nach links den Abstieg zur Gindelalm hinunter, da rief Caro, dass es aber geradeaus weiterginge. Aha! Aber damals mit York gingen wir auch geradeaus weiter und landeten unten auf 1000 hm. Ich war gespannt.

Dieses Mal war es klarer. Es ging auf das Kreuzbergköpfl hinauf und direkt oben zweigte der Weg ab. Wir nahmen wieder den rechten Weg, der etwas hinunter führte. Und dann ging es auf einen niedlichen schmalen mittelschweren Steig, der nicht sehr ausgetreten war. Eigentlich war es stellenweise ein Ausflug durch die Pampa. Ich wunderte mich nun nicht mehr, warum York und ich damals auch nicht sehen konnten, wo der Weg in unseren mündete. Da war im letzten Stück nämlich kein Weg. Gestrüpp und rote Punkte!

Und kurz vor dem Gipfel der Baumgartenschneid, geschah es dann: Mein Mann erblickte ein kleines Schneefeld auf der Schneid und wollte unbedingt dorthin und es anfassen. An einem Zaun (der vermutlich sogar elektrisch geladen war) ging er entlang, immer auf der Wiese, zu diesem Schneefeld. Einige Meter hinter dem Zaun wurde das Gelände drastisch steiler. Ich hoffte, dass Christian aufpassen würde. Wohl war mir dabei überhaupt nicht. Allerdings rutschte ich auf dem Geröll des Weges ständig ein wenig aus und es kostete mich Kraft, den Gipfel zu erreichen. Christian hatte es einfacher: Die Wiese bot genügend Stufen nach oben.
Wieder vereint, schoss ich erneut Fotos vom Wendelstein (ach, das ist einfach ein schöner Berg) und von unserem bisherigen Weg.

Es war jetzt 15:30 Uhr und wir traten den Heimweg an. Zügig ging es bergab. Ich machte nebenbei Werbung für die Riedersteinkapelle und weckte genügend Interesse, dass wir auch sie besuchten. Unsere weitere Planung war dann ein Hatscher am Alpbachtal entlang. Es war nun 16:30. Bach ist doch nett und wir haben auch noch Zeit, dachte ich. Aber... das war vielleicht ein Hatscher. Erst führte uns der Weg wieder ein paar Meter nach oben, dann wieder runter, dann gleich wieder hoch. Wir wollten doch runter und nicht hoch! Doch nach einer geschlagenen Stunde kam die Abzweigung nach unten. Wir erreichten Tegernsee um 18:10, allerdings mussten wir noch zum Bahnhof. Dort angekommen sahen wir Menschenmassen auf die Züge warten!!! Wir zwängten uns in die BOB, bekamen aber noch Sitzplätze. Schön war diese Fahrt allerdings nicht...
Und wie die Bahn abfuhr, da dachte ich mir: "Schade, dass ich heute keinen Vogel gesehen habe. Ich habe sie nur gehört." Als ob ein kleiner Stieglitz das gehört hätte, flog er neben die BOB, pickte etwas auf und flog weiter. :-)

Aufstieg: ca. 1100 Höhenmeter, Strecke: ca. 17,5 km


18.06.2012:
Hammer (Fischbachau) - Breitenstein - Schweinsberg - Wendelstein - Bayrischzell

Die heutige Tour startete um 10:10 mit der BOB vom Münchner Hauptbahnhof. Unser Tagesplan war, den Breitenstein zu besteigen, und wenn wir dann noch Lust hätten, weiter zum Schweinsberg und zum Wendelstein zu wandern. Der Himmel in München war bewölkt, aber das störte mich nicht. Es war so nämlich nicht so heiß wie am vorigen Tag (da hatte es 30 Grad). Heute sollte es kühler werden: verschiedene Wetterberichte sprachen von 18 bis 25 Grad.

In Fischbachau war sehr angenehmes Wetter. Ein wenig bewölkt, insgesamt etwas sonnig und eigentlich eine angenehme Temperatur. Wir stiegen problemlos auf den Breitenstein und ich war etwas irritiert: Der hatte zwei Gipfelkreuze. Ui! Wir machten beim ersten Gipfel eine kleine Pause. Ich futterte einige von Yorks Honigkeksen auf und eine Alpendohle setzte sich auf den Felsen neben mich und blickte mich mit dem traurigsten Vogelblick an, den ich je gesehen habe. Ich blieb standhaft. Das ist schließlich mein Keks! Soll das gefiederte Vieh doch die Krümel essen. Der wunderschöne Vogel flog dann auch weiter.
Weiter ging es zum Hauptgipfel. Dort angekommen sah ich viele Schmetterlinge. Kleine, Große, Weiße, Rote, Blaue, Schwarze... Ich war so begeistert. Schade, dass ich mich botanisch überhaupt nicht auskenne. So musste mir York dabei helfen.

Und auf zum Schweinsberg. Wir beschlossen, nirgendwo einzukehren und einfach geradewegs zum Wendelstein zu kommen - natürlich mit kleinem "Umweg" über den Schweinsberg. An der Abzweigung auf den Gipfel stand ein Schild, welches einen "leichten Bergsteig" anzeigte. Also manchmal sind diese Einteilungen völlig falsch. Leicht war der nicht, nur nicht ausgesetzt. Am Gipfel oben grübelte ich, warum der Berg wohl "Schweinsberg" heißen mochte. Vielleicht google ich das mal nach.

Wir gingen weiter zum Wendelstein. Wir trafen Wanderer, die von dort kamen und die uns ein wenig den Weg beschrieben: steil, aber gut erkennbar. Das klang machbar. Ich hatte mittlerweile das Gefühl, dass ich nur noch sehr sehr langsam ging, aber ich beschloss, mich damit nicht zu beschäftigen. Der Wendelstein ist das Ziel, also immer schön gehen, dann kommt man auch irgendwann an. Wolken zogen auf und es wurde kühler, was sehr angenehm war. Den Wendelstein-Gipfel sahen wir allerdings nicht mehr: Er war in den Wolken.
Der Steig war wirklich steil, nicht gerade anfängerfreundlich, aber für uns gut zu gehen. Ich ging und ging und ging... Es war schon komisch. Ich wusste schon jetzt, dass ich nach dem Wendelstein-Gipfel nur noch bergab gehen möchte.
Irgendwann bekam ich die obligatorischen 3 SMS, die ich auf den letzten Bergtouren im letzten Jahr immer bekam. Jetzt ging mir ein Licht auf und ich verstand wieso: Wir hatten 1700 Meter überstiegen und E-Plus denkt dann, ich bin neu im Netz und müsste begrüßt werden. :-D Also war der Wendelsteingipfel nicht mehr weit! Juhu! Die letzten Stufen waren eine Qual, aber um 17:45 waren wir endlich am Ziel angelangt.

Leider konnten wir keinerlei Aussicht genießen. Alles in Wolken gehüllt. Aber die Stimmung war trotzdem toll. Es war auch kein Mensch mehr auf dem Gipfel, wir waren völlig allein. Als wir mit dem Abstieg begannen, kamen wir an tiefen Schneefeldern vorbei, die beeindruckend waren. Außerdem erinnerten wir uns daran, dass es hier Gemsen gab und hofften natürlich, dass wir Familie Gams sehen konnten. Der Wunsch wurde erfüllt. Sie waren wunderbar zu beobachten. Und was war das kleine dicke Knäuel da, was da im Fels umherhüpfte? York, der sowieso schon die Gemsen fotographierte, guckt mithilfe seiner Kamera nach: ein Murmeltier! Ein di..., fe... - pardon - plüschiges Murmeltier! Sowas hatte ich noch nie außerhalb eines Zoos gesehen und war entsprechend angetan.

Unser nächstes Ziel war die Grüne Gumpe bei Bayrischzell. York wollte richtig baden, ich mich nur erfrischen und meine Füße abkühlen. Unterwegs rutschte ich einmal richtig auf den kleinen Steinchen aus und landete auf dem Hosenboden. Leider fing ich mich mit meinen Arm ab und schürfte mir die Handfläche auf. Auch ein schöner blauer Fleck entstand, weil ich mit dem Handballen direkt auf einen Stein knallte. Jetzt bemerkte York, dass ich doch auch meine Stöcke benutzen könnte. Ja, richtig! Die hatte ich ja für solche Wegstücke am Ende der Tour mitgenommen. Die Tour ging offenbar ganz schön an meine Hirnsubstanz.
Aber die Grüne Gumpe war wunderbar. Quasi fast dort holte uns die kleine schwarz-weiße Katze ab, die in der Pizzeria lebte (wie sich herausstellte), in der wir noch eine Pizza genossen. Und kurz darauf fuhr die BOB schon ab nach Hause.

Aufstieg: ca. 1600 hm, Strecke: ca. 17 km


08.07.2012:
Wendelstein - Lacherspitz

Und täglich grüßt das Murmel... nein, der Wendelstein! Das ist aber auch ein schöner Berg. Von Bayrischzell startend gingen wir schnell (also 1050 hm in 2,5 Std. mit einer kleinen Pause) und ohne zu zögern über Blumenwiesen quasi bis zum Gipfel des Wendelstein hinauf. Am Wendelsteinhaus gab es noch Schnitzel und Pommes.

Weiter ging es auf dem Panoramaweg um den Gipfel herum. Ich war diesen Weg noch nie gegangen, weil ich mich nie traute, wenn er abgesperrt war. Diesmal war er offen und ich muss sagen, er ist wunderschön. Und meine Freunde, die Latschen, überall.
Danach ging es an der Zeller Scharte in Richtung "Larcherspitz" (mit r). Der Weg war schwarz gekennzeichnet und ich wunderte mich bis kurz unter dem Gipfelkreuz, warum dies so war. An sich erinnerte mich der Steig eher an die Chiemgauer Hochplatte. 3 Meter unterhalb des Gipfelkreuzes gab es noch eine kleine Kletterstelle. Die hat viel Spaß gemacht. Es war nun 15 Uhr und ich fand es dort oben richtig gemütlich.

Danach gab es den bekannten Abstieg und das wohlverdiente Bad in der Grünen Gumpe. Unten in Bayrischzell genossen wir noch unsere (ebenfalls obligatorische) Pizza. Und dann tat ich etwas, was ich ganz selten tue: Ich turnte York eine Balkenübung vor. Natürlich auf dem Bahnsteigboden, nicht auf einen Balken.
Als wir mit der BOB nach München fuhren, redeten wir viel. Draußen regnete es mittlerweile in Strömen.
In München angekommen hüpfte ich in meine S-Bahn und wurde sehr sehr grüblerisch angesichts eines BOB-Gesprächs. Voll in Gedanken stieg ich in Eching aus und plötzlich sah ich, dass da vor der Bahn gar kein Bahnsteig ist! Ich hielt mich gerade noch an der Stange fest und hing halb aus der S-Bahn. Dann merkte ich, was los war: Der Fahrer kannte anscheinend die Länge seiner Bahn nicht und hatte viel zu weit hinten angehalten. Ein Fahrgast, der vorne ausgestiegen war, hatte ihm das bereits mitgeteilt und so fuhr die Bahn noch ein Stück nach vorne. Ich konnte aussteigen.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 13 km


27.07.2012:
Seekarkreuz - Spitzkamp - Auerkamp - Ochsenkamp

Es war heiß. 30 Grad Celcius. Und keine Wolke am Himmel. Also war der Plan, erstmal gemütlich von Lenggries aus auf das Seekarkreuz zu wandern. York meinte, wenn dann noch Kräfte da sein sollten, könnten wir ja noch aufs Spitzkamp gehen.
Spitzkamp - das klang verlockend. Aber in Lenggries hatte es wirklich 30 Grad! Die Strecke bis zum Fuße des Seekarkreuzes war höllisch heiß. Danach auf dem Grasleitensteig ging es besser, da dieser durch den Wald führte. Dennoch dauerte es 2,5 Stunden bis wir an der Lenggrieser Hütte ankamen. Dort gab es erstmal etwas zu trinken und für mich einen Käsekuchen. Lecker!

Danach ging es auf den Gipfel. Den Weg fand ich fürchterlich lang und heiß. Aber es gab dort zahlreiche Schmetterlinge. Am Gipfel flog etwas hektisch herum, was wie ein rießiger Schwalbenschwanz aussah, dem Mustern nach aber eher nach Apollofalter. Ich dachte schon, es wäre vielleicht wirklich ein seltener Schmetterling, aber es stellte sich als wirklich großes und gelberes Exemplar eines Schwalbenschwanzes heraus. So kann man sich irren. Ich bin dem Schmetterling aber natürlich nicht böse!

Ich sah zum Spitzkamp. York fragte, ob wir das jetzt noch machen, und ich antwortete mit "Natürlich!" Und auf ging es. Rasch das Seekarkreuz hinunter und in den Sattel und wieder hinauf aufs Spitzkamp. Da gab es ein paar Kraxlereien zu meistern. Aber alles war entschärft mit Trittstufen (das vorher dort zusätzlich angebrachte Drahtseil wurde anscheinend abgebaut). Auf dem Gipfel packte mich die Sammlungswut und ich sah York mit Dackelblick an und bestimmte, dass wir noch bis zum Ochsenkamp wandern. Meine erste richtige Gratwanderung!
Und die war schon überraschend. Der Pfad war schmal und durch das hohe Gras konnte ich nur erahnen, wann genau der Weg steil abbrach. Einmal versuchte ich einen Tritt in die Nähe des Randes und fing mich direkt ab - gut, dass ich das erwartet hatte. Es waren überall Latschen unter dem Weg, so dass es mit der Schwindelfreiheit wenig Probleme gab. Aber die Latschen heizten noch weiter auf. Wir hatten da oben sicherlich auch 30 Grad.
So quälten wir uns durch die Hitze in Richtung Auerkamp und Ochsenkamp. Nach der Rast am Ochsenkamp suchten wir erstmal den Abstiegsweg. Der war richtig steil! Ich ging wegen meiner Knie vorsichtig und langsam hinunter. Gegen ca. 17 Uhr (vermutlich) waren wir wieder auf einer gemütlichen Forststraße. Und ich wußte schon: Wenn ich mal die "Große Lenggrieser Runde" anpacke, dann in die andere Richtung!

Letzter Abstiegsweg durch das Hirschbachtal. Und Alex und York wären nicht Alex und York, wenn sie nicht an einer schönen Stelle in diesen Bach hineinsprängen. War das angenehm! War das entspannend und erfrischend!!! Insgesamt eine rundum tolle Tour mit der Erkenntnis, dass ich mich auf einem Grat immer noch nicht richtig heimisch fühle. ;-)

Aufstieg: ca. 1100 hm, Strecke: ca. 16 km


05.08.2012:
Bayrischzell - Maroldschneid - Auerspitz - Rotwand - Soinsee - Geitau

Wir fuhren diesmal früh los. Das bedeutet für uns um 8:00 am Münchner Hauptbahnhof loszufahren. York verpasste die U-Bahn und so musste er zum Zug rennen, was ihn noch vor der Tour einige Kraft abverlangte. Außerdem hatte er sich erkältet. Und so versprach es zumindest für ihn anstrengender zu werden. Und für mich? Ich wartete einfach ab, wie meine Tagesform sein würde.
Wir gingen in Bayrischzell los in Richtung Sillberghaus. Wir wanderten Richtung Trainsjoch und zweigten dann nach rechts ab zur Maroldschneid. Wir querten die Maroldschneid am Südhang über einen wunderschönen Steig durch Wiesen und über Almen. Kühe grasten friedlich auf den Weiden und läuteten harmonisch mit den Glocken. Die Sonne schien, obwohl der heutige Wetterbericht eigentlich starke Bewölkung angesagt hatte. Wir hatten die ganze Zeit das Kaisergebirge, die Traithen und das Hintere Sonnwendjoch im Blick. Es war einfach traumhaft.
Doch irgendwann rief mich mein Mann auf dem Handy an und fragte mich, wann wir nun zu meinen Schwiegereltern reisen wollten. Alle meine Ängste, die ich vor einer solchen Fahrt habe, kamen gebündelt in mir hoch. Meine Knie fingen an zu zittern und ich war den Tränen nahe. Langsam gingen wir weiter Richtung Auerspitzgipfel. Ich konnte ab da immer nur 10 Schritte machen und musste dann stehen bleiben. Dass die Psyche mir so auf den Körper schlagen kann, wusste ich bereits. Allerdings war es mir neu, dass sie mich aus einem solchen Hochgefühl auf einer Bergtour reißen kann.
Ich quälte mich nach oben, setze mich unter das Gipfelkreuz und schluchzte erst mal. Ich hatte das Bedürfnis, allein zu sein und in meinem Elend aufzugehen. Gut, dass York da war. Denn wenn man jemanden hat, der einem in so einer Situation beisteht und einfach mal in den Arm nimmt, hilft das immens viel.

Wir machten uns auf in Richtung Rotwand. Ein wunderbarer Steig verlief dorthin. Nur war der Steig sehr matschig, weil es ja gerade in der Früh nochmal geregnet hatte. Ich verwendete meine Stecken, um sicherer gehen zu können. York hatte seine nicht dabei und musste wegen seiner abgelaufenen Schuhe jetzt doppelt aufpassen, nicht auszurutschen. Ich spürte den Weg richtig in meinen Knien und wusste, dass das eigentlich ein wunderbares Training für die Kniemuskulatur ist (sofern man langsam geht). Unterwegs überholte uns eine Speedhikerin hüpfend und ich wunderte mich schon sehr, wie sie da einfach so rennen kann. Mir täte sowas einfach nur weh!

Um 15 Uhr erreichten wir den Gipfelaufbau der Rotwand und gingen direkt hinauf. Der Weg war an einer größeren Stelle nicht mehr vorhanden. Vermutlich wegen des verschneiten Winters. Und so gab es stellenweise eben keinen Weg, sondern jetzt zwei Querungen einer Art Mini-Kar. Der weitere Weg stank wegen den ganzen Hinterlassenschaften der Schafe ganz schön, war aber dennoch einfach und direkt am Gipfel sogar ein bisschen kletterig. York schoss schnell ein Foto von mir am Gipfelkreuz und dann gingen wir auch schon wieder runter zum Rotwandhaus, um dort einzukehren und einen Liter Johannisbeerschorle zu trinken.

Danach stiegen wir ab. An den Ruchenköpfen und am Soinsee vorbei ging es auf einfachen Wegen runter ins Tal - ins Alpbachtal! Ja, richtig gelesen: ein Bach. Keine 5 Minuten später lagen wir beide im Bach (der recht kalt war). Aber sowas gehört zu unseren Touren jetzt einfach immer dazu! Als ich meine Wechselkleidung anziehen wollte, bekam ich einen Schock: meine Hose passte nicht mehr, sie war viel zu groß. Ich machte anscheinend jetzt wirklich effektiven Sport (ich wandere ja nicht nur, ich schwimme auch und mache Yoga). Also musste ich mit an den Hüften umgekrempelter Hose und meinem fast bauchfreien Top Richtung Geitau gehen. Ich glaube, ich war auch recht ansehnlich.
Und kurz vor Geitau zog dann ein Gewitter auf! Es regnete erst leicht, aber dann kurze Zeit später in Strömen. Und plötzlich hielt ein netter Autofahrer neben uns an und fragte, ob er uns zum Bahnhof fahren solle. Dieses Angebot nahmen wir gerne an!
Als wir in München ankamen, packte ich York und wir gingen in eine Pizzeria, um dort Pizza zu essen und Wein zu trinken. York machte mich an diesem Tag und vor allem jetzt am Abend wieder sehr fröhlich. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, einen solchen Freund zu haben.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 20 km


17.08.2012:
Brannenburg - Kesselwand - Soinwand - Wendelstein - Bayrischzell

Wir begannen die heutige Tour an einem für uns unbekannten Ort: Brannenburg. Mit dem Zug dauerte die Fahrt von München aus etwa eine Stunde. Um 10:45 Uhr erreichte er Brannenburg und wir starteten direkt in Richtung der Zahnradbahn zum Wendelstein hinauf. Unterwegs trafen wir ein älteres Pärchen, um die 70 Jahre, die uns über unseren Größenwahn aufklärten: der Weg bis zur Mittelstation der Zahnradbahn sei sehr steil. Dies wiederholte vor allem die Dame immer wieder und ihr Mann ergänzte: "Wenn Sie es bis zur Mittelstation schaffen, doch das dauert sehr lange." Da hielt ich es nicht mehr aus und sagte, dass wir im Schnitt mit 400 hm pro Stunde doch nun ganz gut trainiert sind. Dann ging ich mit York einfach weiter. Wir waren jetzt wirklich gespannt, wie steil der Weg tatsächlich werden würde.

Recht problemlos ging es bis zur Mittelstation und zur Mitteralm. Der Weg dorthin war wunderschön. Überall flatterten Schmetterlinge um uns herum. Die Felswände waren ebenfalls sehr beeindruckend. York schoss viele Fotos. Ich stand dann einfach nur da und staunte. Und so fantastisch ging es weiter: ein kleiner feiner Steig durch einen Wald, dann eine Skipiste in Serpentinen hoch, die bunt bewachsen war und auf der ebenfalls zahlreiche Schmetterlinge herumflogen. Langsam wurde aus den Serpentinen nur noch ein Trampelpfad durch hochbewachsene bunte Wiesen. Und so blieb es fast bis oben an der Zeller Scharte.

York fragte mich, ob ich mit auf die Kesselwand käme. Es sei neues Gelände für mich. Zum Austesten, ob mir das gefällt. So etwas finde ich doch eine prima Idee. Neues in Kleinform. York hatte auch Recht. Der Weg hoch war steil - und diesmal traf die Beschreibung auch wirklich zu. Oben auf dem Gipfel, der mir sehr gut gefiel, ruhten wir uns etwas aus und sahen uns um. Man sah heute wirklich viel. Bis in die Hohen Tauern!
Der Abstieg war mühsam. Ich holte meine Stecken heraus und mit diesen ging es doch ganz gut. Allerdings merkte ich meine Knie schon sehr (die hatte ich mir in Magdeburg in der Trambahn richtig verknackst).

Dann wanderten wir noch auf die Soinwand hoch. Dort war es ebenfalls wunderschön. Viele Latschen und ein herrlicher Blick zum Wendelstein, zu dem wir dann gingen. Wir kehrten im Wendelsteinhaus ein und es gab Kaffee, Kuchen und Johannisbeerschorle. Dann statteten wir noch dem Gipfel einen kurzen Besuch ab. Und schon begannen wir mit dem Abstieg. Es war immerhin schon 17 Uhr.
Der Abstieg ging schnell und problemlos, wenn man mal davon absieht, dass mein linkes Knie immer mehr zu schmerzen begann. Und dann war sie endlich da: Die Grüne Gumpe! Wir genossen das Bad darin sehr. Allerdings konnte ich danach nur noch humpeln. Und wir wollten doch noch Pizza essen! Geknickt humpelte ich den restlichen Weg nach Bayrischzell herunter, denn nun war dazu keine Zeit mehr. Doch da hatte York eine tolle Idee: er holte uns die Pizza einfach. So konnten wir im Zug essen! Und so hatten wir dann doch alles, was unser Herz an diesem Tag begehrte. :-D

Aufstieg: ca. 1600 hm, Strecke: ca. 20 km


21.08.2012:
Trainsjoch

Wir mussten morgens früh aufstehen. Um 7 Uhr erreichten wir den Zug am Hauptbahnhof Richtung Bayrischzell (York musste wieder zum Zug rennen). Dort kauften wir uns noch ein paar Liter Getränke und gingen um ca. 9 Uhr in Bayrischzell los Richtung Ursprung. 7 Kilometer und eine Stunde später (ja, wir waren schnell) erreichten wir den Bergfuß: die Straße querend ging es zu einer kleinen Hütte, an der der Weg wieder abzweigte, aber ohne Beschilderung. Wir fragten ein Mädchen an der Hütte, ob wir rechts nach oben zum Trainsjoch kämen. Sie war nicht aus Bayern, konnte uns aber wenigstens erzählen, dass schon gestern zwei Wanderer danach fragten, dann einfach hochgestiegen waren und nicht mehr herunterkamen. Das klang doch vielversprechend. Wir fingen nun also wirklich mit dem Aufstieg an.

Erst führte lange eine Forsttraße nach oben. Ich sehnte mich nach naturbelasseneren Pfaden, die ich dann auch prompt bekam: das Gras hing in den Weg hinein, was mich nach ca. einer weiteren halben Stunde wegen meiner Zeckenphobie anfing zu nerven. Unterwegs sammelte ich mit meinem Gesicht ungefähr drei Kreuzspinnen ein und musste sie erstmal wieder einfangen und in den Wald zurückwerfen. Irgendwann packte ich meine Stöcke aus, um die Spinnennetze vorher zu zerschlagen. Bald gelangten wir zum Kamm und wir sahen den weiteren Wegverlauf: ein Vorgipfel und dann das Trainsjoch. Ab da (also ohne ständige Spinnenweben im Gras) fühlte ich mich schon wohler, ermahnte mich aber innerlich, dass ich mir das ja eigentlich ausgesucht habe. Ich hätte ja nicht herzukommen brauchen! Respekt vor Zecken schön und gut, aber Angst ist übertrieben!

Ab einer kleinen Hütte im Wald wurde es steil, sehr steil. Der Weg gefiel mir trotzdem. Ich hatte schon am Tag vorher im Internet Bilder der Aufstiegsroute gesehen und ab da diese Tour forciert. Ich merkte da auch, dass ich den richtigen Bergpartner dabei hatte. Mein Mann wäre hier sicherlich zu respektlos mit der Steilheit und dem Berg an sich umgegangen - er ist da einfach ein wenig zu stürmisch und solche Routen sind nichts für ihn. Oben am Vorgipfel sah man unser Ziel schön und auch, dass es auf dem Weg dorthin wieder ausgesetzt und steil werden würde. Doch sehr schwer war es nicht. Ich hatte eigentlich Lust auf noch mehr solcher Kraxeleinlagen, doch da waren wir auch schon am Gipfel.

Am Gipfel gab es eine wunderschöne Aussicht auf das Kaisergebirge, runter nach Thiersee und nach Kufstein. Es war 13 Uhr. Und es gab hier oben eine Menge Fliegen, fliegende Ameisen und plüschige Bienen(?). Als ich kam, stürzten sie sich alle auf mich. Es war heiß an diesem Tag (im Tal hatte es jetzt sicherlich 30 Grad). Ich fand es zwar warm, aber nicht zu heiß, allerdings bin ich ja auch eine recht verfrorene Frau. Wir sahen nur ein einziges winziges Wölkchen am Himmel, direkt über dem Wilden Kaiser. Nach einer längeren Pause beschlossen wir abzusteigen. Meine und Yorks Tourenplanung gingen hier auseinander. Schlussendlich entschieden wir uns für Yorks Abstiegsroute: Es ging noch ein wenig am Grat entlang und wir konnten wunderbare Tiefblicke in Schluchten genießen. Schwindelig sollte einem hier wirklich nicht werden (ich bin übrigens immer noch nicht hundertprozentig schwindelfrei, habe dort oben aber keinerlei Probleme gehabt).

Dann ging es ins Tal hinab. Durch mittelhoch bewachsene Latschen ging es steil bergab. Latschenkampf zweiter Stufe, man musste sich ab und an schon verbiegen um durchzukommen. Jetzt meldeten sich meine Knie. Der Weg war steil, aber eigentlich war das nicht das Problem, sondern die steilen Stufen, die das Wurzelwerk der Latschen und große Steine auf dem Weg bildeten. Gut, dass ich oben schon mein linkes Knie bandagiert hatte, so kam ich mit zusammengebissenen Zähnen da recht gut durch. Als dieses Stück vorbei war, war ich wirklich froh. Aber mir tat leid, dass ich mich so angestellt hatte und York dadurch ein schlechtes Gewissen verpasst habe. Kaum war der Weg wieder kniefreundlicher, ging es wieder über schmale Pfade recht höhenlinienparallel durch kniehohe Wiesen (es lebe die Zeckenphobie!) und da der Weg wegen des Unwetters der letzten Nacht aufgeweicht war, rutschte ich einmal aus und fiel auf den Hosenboden. Aber der Weg war so weich wie ein Kissen und ich tat mir nicht weh. Das war mir sehr sehr peinlich. Nur war da kein Loch weit und breit, in welchem ich hätte versinken können. Außerdem war es nicht der Ort und nicht die Zeit dafür. Einfach weiter! Der Weg führte nun wieder hoch und noch höher. Ich konnte nicht mehr glauben, dass diese Tour im Aufstieg nur 900 hm hatte (wie es überall angegeben ist). Das waren insgesamt doch viel mehr. Irgendwann ging es dann doch wieder bergab und dann sahen wir die Forststraße und gingen glücklich darauf zu. Dort gab es praktischerweise einen kleinen Bach, an dem wir uns etwas erfrischen konnten. Nach ca. einer weiteren halben Stunde erreichten wir das Haus, an dem wir das Mädchen nach dem Weg gefragt hatten. Jetzt also nur noch die 7 km zurück nach Bayrischzell.

Wir flitzten den Weg entlang. Er schien nicht zu enden. Und in meinem Kopf hallte immerzu das Wort "Gumpe". Ich brauchte Abkühlung! Wir schauten auf die Uhr: 18 Uhr kurz vor Bayrischzell. Gumpe, Gumpe!!! Wir eilten durch den Ort und kämpften uns die Höhenmeter hinauf zur Grünen Gumpe. Ach, tat das guuuuuuuuuuuuut. Und dann kamen wir auch noch schön pünktlich zur Zugabfahrt am Bahnhof an und fuhren nach München, um Pizza zu essen und Wein zu trinken.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 29 km


24.08.2012:
Bayrischzell - Wendelstein - Osterhofen (mit Seilbahn) - Hochkreut

(Oder: "Doppelt verpeilt hält besser!")

Ehemanntag! Ja, richtig gelesen: Diese Tour wanderte ich mit meinem Christian. Wir nahmen die BOB um 9:10 Uhr vom Hauptbahnhof aus und fuhren in Richtung Bayrischzell. Denn Christian wollte unbedingt wissen, wie sich so eine Rundum-Wohlfühl-Tour anfühlt, die ich immer mit York mache. So stand unser Programm: Einmal mehr ein Aufstieg auf meinen Workout-Berg, dem Wendelstein. Natürlich mit einem Bad in der Grünen Gumpe und mit Pizza! Ich freute mich jetzt schon. Vor der Abfahrt nahmen wir uns noch eine kostenlose SZ mit und weil Freitag war, war darin das SZ-Magazin zu finden. So lösten wir während der Fahrt das bekannte Kreuzworträtsel von CUS.
Kurz vor unserer Ankunft dachte ich an York, der heute eine Tour mit Elisabeth (ebenfalls Mathematikerin) plante. Ich wusste gar nicht, wohin er denn eigentlich wollte, dachte aber daran, dass es ja lustig wäre, wenn wir uns träfen. Verdutzt erkannte ich ihn dann beim Aussteigen vom Zug. Sollte ich ihm jetzt händefuchtelnd hinterherrennen?! Bei aller Liebe und Hochachtung vor einem großartigen Menschen, aber das war mir in dem Moment einfach zu dumm. Schließlich war heute ein Tag mit Christian!

Ich zeigte Christian die Grüne Gumpe. Er verliebte sich sofort in die Umgebung: ein kleiner Spielplatz, ein Wasserlauf mit Wasserrad und eine Baumbrücke. "Nun können wir wieder gehen.", unkte er. Aber dann ging es auf zum Wendelstein! Ich ging voraus, Christian hinterher. All die Versuche, ihn vorauslaufen zu lassen, scheiterten an meiner Unfähigkeit, langsamer zu laufen. So lief ich vor und blieb immer wieder stehen. Weil mir dadurch etwas langweilig wurde, schnappte ich mir die Kamera und schoss ständig Fotos. Es ging nach Hochkreut und dann über die Wendelsteinalm zur Abzweigung in Richtung "Zeller Scharte". Christian fluchte anfangs den Berg an, ergab sich aber schnell der Situation und nahm die Herausforderung an: das Erreichen des Gipfels. Und für ihn - das ist ja immerhin seine erst zweite Bergtour - war das Ziel schon enorm: 1050 Höhenmeter im Aufstieg (bis zum Gipfel).

Als wir an der Zeller Scharte vorbeikamen, wurde das Gelände alpiner. Zwar ist am Wendelstein alles Schwere mit Geländer versehen, doch wer ein Gehen am abschüssigen Hang nicht gewohnt ist, kann schnell einmal schwanken. Bei Christian sah man es schon deutlich. Und man darf nicht vergessen, dass er hundemüde war. Wir beschlossen also, nicht den Panoramaweg zu gehen, sondern übers Wendelsteinhaus zum ausgebauten Gipfelpfad mit Treppenstufen. Und wie wir diesen Weg gingen, hörten wir mehrfach immer zwei ähnliche Sätze: "Ui, da hüpft aber eine Frau den Berg hoch!", gefolgt von "Wow, der Mann sieht ja völlig fertig aus." Anscheinend war dieser Anblick in seiner Kontrastreiche sehr auffallend.
Der Gipfelbesuch war kurz, ich sah mir die Aussicht an und war wie immer überwältigt vom Anblick der bereits besuchten Berge. Christian wollte nur noch etwas zu Essen und ich merkte, dass er das wirklich nötig hatte. Wir stiegen die Stufen wieder hinunter und kauften uns Schnitzel, Pommes, Kaffee und Kuchen. Und ich entdeckte vier kleine Holzmäuse im Wendelsteinhaus!

Die Abstiegsvariante wurde nun auch schnell ausdiskutiert. Christian wollte mit der Gondel nach Osterhofen fahren, weil er noch nie Gondel gefahren ist. Ich stimmte angesichts der hohen Preise zähneknirschend zu, fand es im Nachhinein aber auch sehr spaßig. Wir sahen nämlich, dass hier viele Menschen automatische Rasenmäher hatten, die hin- und herfuhren und den Rasen den ganzen Tag lang mähten.
In Osterhofen angekommen wählten wir wieder den Weg nach Hochkreut hinauf, um dann über die Grüne Gumpe abzusteigen. Dadurch hatten wir zwar 200 Höhenmeter mehr zu bewältigen, aber Christian wollte es so. (Ich hab da ja nichts dagegen.) Der Weg wurde zum kleinen Zoobesuch: Wir sahen Alpakas, (vermutlich) bulgarische Langhaarziegen, Langhaarrinder und Hühner. Und dann wurden wir aus unserer Idylle herausgerissen. Es stand ein Schild am Forstweg mit der Aufschrift: "Wegen Bauarbeiten Umleitung". Dabei wäre das doch der Weg zur Grünen Gumpe gewesen. Verwirrt gingen wir Waldpfade hoch und runter und wieder hoch und runter bis wir uns endlich mal trauten, doch noch weiter hoch zu laufen und die Gumpe zu sehen! Endlich...

Das Bad darin fand ich herrlich. Christian war es zu kalt und ihm wurde schwindelig beim Eintauchen in das Wasser. So ging er gleich wieder aus dem kalten Bad heraus. Wir trockneten uns ab, zogen uns an und gingen erfrischt runter nach Bayrischzell. Ich fing laut zu singen an! Mir ging es so gut. Und ich war mit dem Menschen hier, der mir am meisten bedeutet. Könnte die Welt schöner sein?!
Nun aber auf zur Pizzeria. Wir setzten uns hin, bestellten und ich musste unweigerlich an York denken. Und als unser Essen serviert wurde, standen er und Elisabeth plötzlich neben uns! So genossen wir unsere Pizzen zu viert und konnten noch gemütlich plaudern. Während York und Elisabeth noch in Bayrischzell blieben (dort war der "Tag der tausend Lichter"), fuhren Christian und ich wieder heim zu unserer Tochter.

Aufstieg: ca. 1250 hm, Strecke: ca. 10 km


02.09.2012:
Wallberg

Eigentlich war für diesen Tag stark bewölkter Himmel angesagt. Und das überall! Also wollten Christian und ich nur zum Tegernsee fahren, um dort ein wenig an der Uferpromenade herumzulaufen. Doch es kam anders. Als wir in Tegernsee ausstiegen, sahen wir, dass fast keine Wolke am Himmel war! Insbesondere der Wallberg war in Sonne gehüllt. Und so stand es bald fest: Wir würden heute eine Bergtour machen.

Erst einmal mussten wir nach Rottach-Egern fahren. Dazu benutzten wir den Bus. An der Haltestelle "Post" stiegen wir aus. Dort sahen wir einen schönen (Trinkwasser-)Brunnen, der das Wappen des Ortes repräsentiert: Ein Fischreiher mit einem Fisch im Schnabel, über einem Boot. Wir liefen zu Fuß zur Talstation der Wallbergbahn. Von dort aus ging es den Berg hinauf. Wir wählten bei einer Abzweigung den rechten, etwas schwierigeren Weg hoch (Sommerweg) und wollten dann über den linken Weg absteigen (Winterweg). Der Weg nach oben war aber auch nicht schwer, fast durchgängig war es eine Forststraße. Die Sonne schien immer noch und ab und zu konnte man den Ausblick in Richtung Leonhardistein und Zugspitze genießen. Man sah unglaublich weit und klar.
Christian lief anfangs sehr schnell nach oben, so dass ich kaum mithalten konnte. Mir war klar, dass er dieses Tempo nicht bis zum Ende halten konnte und so kam es dann auch, dass wir wieder das Problem bekamen, dass ich nicht langsamer laufen konnte und ständig ein paar Meter weiter vorne war. Das frustrierte Christian sehr, denn er wollte nicht "denselben Berg wie ich" besteigen, sondern "den Berg mit mir". Und mich frustrierte das ständige Genörgel, so dass ich eigentlich froh war, ein paar Meter voraus zu sein. Vor allem bei dieser Aussicht!

Nach und nach schoben sich die Wolken, die über dem Norden des Tegernsees hingen, in den Berg. Wir waren jetzt wirklich über den Wolken, was mir sehr gut gefiel. Weiter in südlicher Richtung wandernd sahen wir eine junge Kuh, die sich noch genüsslich auf der Weide sonnte. Bald waren wir am Sattel zwischen Wallberg und Setzberg und ich fragte Christian, ob er beide Gipfel besteigen möchte. Er antwortete, dass er Hunger habe und erstmal ins Panoramarestaurant auf den Wallberg wolle. Mein Angebot, dass er etwas essen sollte und ich schnell mal auf den Setzberg hüpfe, schlug er etwas angefressen aus. Und ich merkte, dass ich wohl wirklich meine Klappe halten sollte...

Aber ich wurde mit sehr leckeren Käsespätzle belohnt. Wie wir aßen, sahen wir, wie die Wolken das ganze Restaurant umhüllten. Ich hatte schon Angst, dass ich dieses Mal nicht ein einziges Gipfelkreuz sehen würde. Doch wir versuchten den Aufstieg zumindest. Alles sah richtig gespenstisch aus. Man sah jetzt keine zehn Meter weit - Gott sei Dank kannten wir die Richtung, in die wir gehen mussten und es wurde bald wieder heller. Wir kamen an einem Drachenstartplatz vorbei (Grüße an die Chatter).

Nun war es wieder hell und der Gipfelaufstieg begann. Ein Schild faselte vorher noch irgendetwas von "Trittsicherheit" - so schlimm war das aber nun auch nicht. Jedoch wunderschön. Der gesamte Hang war rotbepunktet, es gab anscheinend tausend Wege auf den Gipfel. Wir gingen den erstbesten Weg hoch. Irgendwann beschlossen wir, einen kletterigen Pfad zu gehen, aber dieses Vorhaben endete in einer Sackgasse (im weitesten Sinne, natürlich hätte man da drüber- und weiterklettern können). Direkt auf dem Gipfel erwartete uns noch ein grandioser Ausblick auf das schier endlose Wolkenmeer unter uns.

Nun stiegen wir wieder ab. Und das komplett zu Fuß, obwohl wir uns zwischendurch doch überlegten, die Wallbergbahn zu nehmen. Doch der Weg hinunter war so leicht, dass man ihn joggen konnte und wir eineinhalb Stunden später wieder im Tal waren. Unterwegs wurde ich noch ausführlich darüber aufgeklärt, was ich bei der Wanderung heute alles falsch gemacht habe. Und dann war jegliches gute Gefühl vorbei, das ich vorher hatte.
Was bleibt, ist eine wundervolle Tour mit Nachgeschmack.

Aufstieg: ca. 950 hm, Strecke: ca. 15 km


08.09.2012:
Zwölferköpfl

Heute wollte ich mit Christian auf den Berg. Doch ich merkte schon beim Aufstehen, dass er eigentlich gar keine Lust dazu hatte. Traurig und frustriert schrieb ich York um 7:30 Uhr eine SMS, dass das also heute nichts werden wird. Ganz unerwartet kam eine Antwort: "Ich will heute auch irgendwohin fahren, ich weiß nur noch nicht, wohin." Ich rief ihn an und wir beschlossen, zusammen zu gehen. Nach mehreren Optionen, die wir ausschlugen, weil wir in diesem Gebiet schon so oft waren, fiel die Entscheidung: Über Eschenlohe auf die Hohe Kisten, die fast 2000 Meter hoch ist! (Wer sich jetzt fragt, warum der Titel der Tour anders lautet, der muss einfach weiterlesen. Und wer sich das nicht fragt, ist schon dort gewesen...)

Die erste Hürde, die wir nehmen mussten, war die Bahn. Schienenersatzverkehr! Dadurch kamen wir erst um 12 Uhr in Eschenlohe an. Aber das würde schon alles klappen. Wir freuten uns auf den Hahnbichlsteig, auf das Kar (ich war doch noch nie in einem Kar und wollte so etwas gerne mal aufsteigen) und den Ausblick.
Der Hahnbichlsteig war schnell gefunden und es ging los. Irgendwann übersah ich die roten Punkte, kletterte eine Felsstufe hoch, doch York rief, ich solle wieder runter kommen. Der Steig quert doch kein Flussbett! Hups! Also wieder runter. Der richtige Weg war bald gefunden und es ging weiter einen Waldpfad nach oben. Unterwegs trafen wir ein Pärchen, welches auf dem Weg zum Krottenkopf war und wir fragten die beiden, ob das Schild "Nur für Geübte" irgendeine Bedeutung hätte. Sie verneinten und wünschten uns viel Spaß. Da sie schneller waren, sahen wir sie bald nicht mehr.

Wir erreichten bald eine Forststraße und konnten nicht glauben, dass das der Hahnbichlsteig ist (falsch gedacht, das wäre er gewesen!). Also sahen wir uns nach naturbelasseneren Pfaden durch die Wiesen um. Ein solcher Pfad war schnell gefunden und wir folgten ihm. Wir sahen auch Fußspuren und glaubten auf dem richtigen Weg zu sein, als der Weg plötzlich aufhörte. Wieder ein wenig zurückgelaufen, erkannten wir dann auch den scheinbar richtigen Weg nach rechts von der Forststraße weg in einen Wiesenhang hinein. (!)
Es ging lange die Wiese hinauf. Der Pfad war stets sehr schmal und man musste konzentriert gehen, weil jetzt im Spätsommer die schattigen Wiesen feucht bleiben. Wir kamen an eine Hütte, die "Mesmerhütte". Eine Suche nach dem weiteren Weg wurde belohnt und so ging es wieder über schmale Wiesenpfade zu einem Sattel, bei dem wir die wunderbare Aussicht genossen. Schließlich wendeten wir uns nach links in Richtung der Felsenaufbauten und dem Gipfelkreuz.

Hier gab es ein klitzekleines Schotterfeld und einige kraxelige Passagen, die ich sehr schön fand. Nur konnten wir fast nicht glauben, dass wir uns auf 1800 Metern befinden sollten. Dieses Gefühl ignorierend ging es weiter auf den Gipfel. Wir machten eine Rast, genossen den Ausblick auf den Hohen Fricken, Bischof, Hohe Kisten... Moment. Wie bitte?! Irgendetwas stimmte da nicht! Ein Blick in das Gipfelbuch verriet uns, dass wir uns hier auf dem "Zwölferköpfl" befanden. Die Einträge im Gipfelbuch waren durchzogen von Sätzen wie: "Eigentlich wollten wir auf die Hohe Kisten, sind aber irgendwo falsch abgebogen und hier gelandet!". Ich bekam einen Lachkrampf. Sowas war mir ja noch nie passiert. Allerdings hatte ich auch nie irgendwelche Wegfindungsschwierigkeiten. York fluchte erstmal, war aber eigentlich nicht sehr traurig.
Drei Wanderer kamen an, einer wollte genau hierher, weil er in Eschenlohe wohnt und diese versteckten Pfade alle kennt. Den anderen Zweien erging es wie uns, sie waren erstaunt und suchten eine Möglichkeit zum Übergang auf die Hohe Kisten. Der ortskundige Wanderer erklärte den Weg, den wir dann auch versuchten: Wir gingen oben den Grat entlang bis wir einen Einblick in einen Sattel hatten und auf das zu querende Geröllfeld. Die beiden Wanderer vor uns querten es nicht, sie fuhren darauf ab bis zur Pustertalhütte. Ich bekam langsam Angst. Eigentlich wollte ich hier mit neuen Stecken und neuen festeren Wanderschuhen stehen und nicht mit meiner Ausrüstung, der ich eigentlich nicht mehr vertraue (aber der Kindergarteneintritt meiner Tochter verhinderte ein Shopping). Und mir machte der Blick auf die Abfahrt durchs Geröll Angst. Während ich anfing, zu grübeln und mich für meine Ängstlichkeit zu hassen, fasste York schnell den Entschluss, dass wir dann eben auf dem Weg absteigen, den wir gekommen waren. Die Hohe Kisten wird dann eben ein anderes Mal bestiegen. Mir liefen die Tränen übers Gesicht, weil ich mich so über mich ärgerte!
Auf dem Rückweg über den Grat sahen wir zwei Birkhühner in den Latschen, was mich als Vogelliebhaberin wieder sehr freute!

York gab mir seine Stecken für den Abstieg. Super Teile. Hier erkannte ich, wie entlastend gute Stöcke sein können. Und mein Frust und meine Traurigkeit verflog bei der ersten Kletterei nach unten. Das sah nämlich nicht nur imposant aus, das war es einfach auch! Am Sattel stiegen wir also nach rechts ab. Und weiter unten kamen wir an eine Weggabelung, an die wir uns schon nicht erinnern konnten, die wir aber nach links weitergingen. Ab hier war uns der Weg völlig neu. Unterwegs trafen wir noch einen Mountainbiker, der sein Rad schon abgestellt hatte und nun aufs Köpfl steigen wollte, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Er sagte uns, wo wir vermutlich beim Aufstieg falsch abgebogen waren. So gingen wir weiter bis zur Forststraße, die wir aber definitiv heute noch nie gesehen hatten (die hatte schwarzen Schotter drauf). Mist. Eine detaillierte Tourenbeschreibung muss also warten. Wir wissen nicht, wie wir da hoch gekommen sind. Und wir wissen auch nicht, wie wir da runter gekommen sind. Der einzige Anhaltspunkt ist die "Mesmer Hütte" ;-)
Es folgte ein 5-km-Forstweghatscher nach Eschenlohe zurück. Die Kirche von Eschenlohe wurde noch im Sonnenuntergang fotographiert (das war ein toller Anblick). Und mangels Gewässers zogen wir uns nun schon um. Dann trafen wir den Mountainbikefahrer wieder und er wunderte sich nochmals mit uns, wie wir da hochgegangen waren. In Eschenlohe kam uns das nette Pärchen vom Anfang der Tour entgegen, die gerade zu ihrem Auto liefen. Wir unterhielten uns und lachten über unsere Tour. Dabei bemerkten wir, dass wir alle vier danach nach München mussten. Also beschlossen wir, noch beim Griechen im Ort etwas zu essen und dann eine Fahrgemeinschaft nach München zu bilden (was toll für mich war, denn so kam ich an dem Tag noch heim).

Die Tour war insgesamt super! Wir müssen da aber freilich nochmal hin, um unseren Weg besser zu dokumentieren. Und dann bitte auch noch auf die Hohe Kisten!

Aufstieg: ca. 1050 hm, Strecke: ca. 15 km


03.10.2012:
Wendelstein

Diese Tour, die ich nicht groß beschreiben werde, weil sie hier ja schon einige Male beschrieben wurde, machte ich zusammen mit York, Elisabeth und ihrem Cousin. Dieses Mal gingen wir unsere Standardroute umgekehrt: hinauf über die Grüne Gumpe und die Bocksteinscharte, hinab über den Panoramaweg, die Zeller Scharte und Hochkreut. Von Hochkreut aus gingen wir wieder zur Gumpe und York und ich versenkten uns komplett darin. Die anderen beiden warteten im Trockenen.

Aufstieg: ca. 1050 hm, Strecke: ca. 10 km


21.10.2012:
Latschenkopf

Heute wollte ich auf die Zugspitze - und zwar mit der Bergbahn. Doch natürlich wollte keiner mit mir fahren. So etwas ist auch sehr teuer. Ich kann das also verstehen. Dennoch war ich sehr frustriert und überlegte, ob ich denn wirklich alleine fahren sollte. Da ich es nicht mag, alleine zu fahren, fragte ich Christian, ob er irgendetwas mit mir unternehmen möchte. Er nörgelte wie immer erstmal herum. Aber dann fuhr er doch mit. Da wir erst um 11 Uhr mit der S-Bahn nach München fuhren, musste ein Ziel und eine Unternehmung gewählt werden, die nicht zu umfangreich werden würde und mit einem Bergnovizen machbar ist. Und ganz spontan kam mir die Idee: Brauneck! Da wollte ich doch schon immer mal hin.

In Lenggries angekommen, gingen wir zum Berg. Allein das war schon wunderschön. Es war nämlich keine einzige Wolke am Himmel. Und im Zug habe ich schon das ganze Brauneckmassiv bewundern können: links Brauneck, rechts die Benediktenwand und in der Mitte dieser tolle Latschenkopf und die Achselköpfe! Oh, wie ich mich freute. Christians Stimmung war allerdings immer noch mies.
Das legte sich jedoch als wir in die Gondelchen einstiegen. Das war so nett! Ich liebe Gondelfahren. Wenn das nicht immer so teuer wäre, würde ich das viel öfter tun. Am Brauneckhaus angekommen verköstigten wir uns erstmal und genossen den Ausblick. Es war leider sehr diesig, so dass man eigentlich nur die nähere Umgebung gestochen scharf erkennen konnte. Aber links hinten war der Wendelstein und ganz rechts die Zugspitze. Man sah Ross- und Buchstein, Schönberg, Seekarkreuz. In der Mitte ganz monumental der Guffert. Und sogar die Hohe Kisten (nebst Bischof, Grottenkopf und Hoher Fricken) fiel mir sofort auf! ;-)

Nach dem Essen (14 Uhr) ging es auf! Der große Höhenweg, der bis zum Latschenkopf führte, sollte erwandert werden. Natürlich direkt über den Grat, was Christian erstmal schreckte. Es war ja das erste Mal, dass er eine Gratwanderung in Angriff nahm.
Zunächst gingen wir schweißtreibende 55 Höhenmeter zum Gipfelkreuz des Brauneck. Dann ging es auf den Höhenweg. Die Wege hin zum Latschenkopf waren alle breit angelegt und teilweise runderneuert. Es gab nur eine etwas schwierige Stelle, nämlich am Stangeneck (mein Chatfreund Thorsten und ich haben sogar schon ein Bild von eben dieser Stelle ergooglet), alles andere war sehr einfach zu gehen. Tiefblicke gab es, aber nie stand man derart am Abgrund, dass einem hätte schwindelig werden können. Dann waren wir endlich da: erst stiegen wir zum Gipfelkreuz des Kirchsteins und dann zum Gipfelkreuz des Latschenkopfes. Die Landschaft war toll, alles war herbstlich rötlich-golden oder auch gelb oder noch grün. Dann ging es eine Latschengasse relativ steil nach unten und ab hier waren beide Wege über die Achselköpfe zur Benediktenwand erkennbar: der Weg am Grat etwas kletterig und sicherlich nur für Schwindelfreie und darunter ein normaler einfacher Weg. Aber diese Unternehmung hätte wohl einen vollen Tag beansprucht, so dass wir dann den Rundweg zurück zum Brauneck einschlugen. Dieser war toll, gefiel mir ausgesprochen gut, weil er einfach etwas mehr von einem Bergsteig hatte. Dann gingen wir den Idealhang hinunter zur Stie-Alm und von dort wieder etwas hoch zum kleinen Höhenweg Richtung Bergstation, die wir um 17 Uhr erreichten. (Für meine Begriffe waren wir heute sehr langsam, allerdings stehen diese 3 Stunden auch so im Flyer, sind damit natürlich der Durchschnittswert und sicherlich kein Schneckentempo!)

Dann fuhren wir wieder mit der Gondel hinunter. Hier war der Punkt, der mir doch ein wenig Zähneknirschen bereitete. Ich wäre einfach lieber gelaufen. So allerdings konnte ich unten in Lenggries meine Füße noch in die Isar stecken.

Aufstieg: ca. 300 hm, Strecke: ca. 6 km


13.04.2013:
Gindelalmschneid - Kreuzbergköpfl

Elisabeth rief mich schon letzte Woche an, um nachzufragen, ob ich mit auf eine Tour kommen möchte. Ich bejahte und besorgte mir die Dinge, die man auf einer Tour mit Schnee im Gipfelbereich so braucht: große Teller für die Stöcke und Gamaschen, um keine nassen Socken zu bekommen.
So gut ausgerüstet startete ich also heute um 9:30 Uhr die Tour mit Elisabeth an der Donnersbergerbrücke in der BOB. Zwei Minuten später am Harras stießen noch zwei Freunde von ihr dazu, Marianne und Alex.

Um 10:45 Uhr kamen wir an. Es war am Tegernsee zwar bewölkt, aber trotzdem recht beständiges Wetter. Wir gingen hinauf zum Hotel in Richtung Neureuth, zunächst - wie immer - auf dem Forstweg. Als aber die Abzweigung auf den Bayerweg kam, nahmen wir diese doch. Und das, obwohl wir gar nicht wussten, wann genau wir über Schnee laufen mussten und der lag natürlich noch in den Bergen, schließlich war der Winter lang und kalt.
Doch der Steig war recht angenehm zu gehen. Erst ab etwa 1100 Metern gab es erste Eisfelder, über die wir versuchsweise schlitterten. Wir merkten schnell, dass man da nicht drüberlaufen sollte, sondern diese Felder eher umwandern sollte. Die Eisfelder wurden zahlreicher, bald lag auf ihnen eine dünne Schicht Schnee und bald wurde die Schneeschicht auch dicker. Von nun an lag fast ununterbrochen Schnee auf dem Weg, doch da sahen wir auch schon das Gasthaus. (Ich möchte noch erwähnen, dass wir nicht langsam unterwegs waren. Es war gerade mal 12 Uhr.)
Ich war etwas verwundert, dass der Gasthof tatsächlich geschlossen hatte. Auf der Webseite war davon nichts zu lesen, ganz im Gegenteil: Sie hätten ganzjährig geöffnet. Dem war aber nicht so. Gut, dass alle außer mir Verpflegung dabei hatten. Ich brauchte sowas auch nicht wirklich. Die Tour forderte mich bisher nicht so arg. Und um dem Eindruck vorzubeugen, dass ich mich gelangweilt hätte: Nein, das habe ich nicht! Ich fand es ungeheuer spannend. Ich war ja noch nie in den Bergen gewesen, wenn noch Schnee lag.

Wir gingen weiter zur Gindelalmschneid. Unter uns befanden sich nun gut 50-80 cm Schnee. Wir sanken ab und zu ein. Der Gipfelaufstieg war steil und Marianne zweifelte daran, ob sie wirklich da hoch wollte, denn man müsse ja auch wieder herunter. Ich legte meine Gamaschen an und los ging es. Steil hoch, aber gut gespurt und somit mit Trittstufen versehen ging es nach oben zum Gipfel. Dort machten wir wieder eine kleine Pause, die ich dazu nutzte, meine Stecken in die Hand zu nehmen.
Das erleichterte den Abstieg sehr. Ich wäre sicherlich auch ohne heruntergekommen. So rutschig war der Schnee gar nicht, er war recht griffig. Man musste eigentlich nur etwas konzentriert gehen, damit man nicht ständig einsank. Da alles gespurt war, ging ich in den Fußstapfen meiner Vorgänger. Alex kam auch gut zurecht. Marianne und Elisabeth versanken mehrmals im Schnee und rutschten, so dass sie bald nasse Socken hatten. Ich bot öfters meine Stecken an, aber sie wurden immer dankbar abgelehnt.

Vor dem Kreuzbergköpfl fassten wir den Entschluss, nicht hinauf zum Gipfelkreuz zu gehen, sondern den Hügel zu umqueren. Doch ich fand natürlich den Weg nicht und stieg trotzdem zum Gipfel hoch - und alle anderen mir hinterher. Oben sah ich, wo es hinunter zum Tegernsee oder Schliersee ging und da aperte der Schnee schon aus. Wir stiegen über das Alpbachtal nach Tegernsee ab. Die Sonne kam wieder zum Vorschein und wir sahen immer mehr Leberblümchen und Huflattich. Ich fand das so schön!
Um 16:30 Uhr waren wir wieder in Tegernsee unten am Bahnhof und fuhren wenig später heim. Ich ging zu Hause in Eching dann noch ein wenig spazieren, weil ich immer noch jede Menge Energie hatte. Und es war ungewohnt früh am Abend, so ohne Abendessen in einer Pizzeria und Bad in irgendeinem Bach... aber dazu krieg ich Elisabeth bestimmt auch noch (im Sommer dann!).

Aufstieg: ca. 600 hm, Strecke: ca. 12 km


09.05.2013:
Bayrischzell - Wendelstein - Mitterstation (per Bahn) - Brannenburg

Ich schenkte meinem Mann Christian diese Wanderung mit mir alleine zum Vatertag. (Er sagt dagegen: "Du hast sie dir selbst geschenkt - und ich habe sie bezahlt.") Der Wetterbericht sagte schon Tage vorher schönes Wetter an und so stand diesem Ausflug nichts im Wege. Wir fuhren um 09:10 Uhr mit der BOB am Hauptbahnhof in München ab und kamen um 10:35 Uhr in Bayrischzell an.
Sofort begannen wir mit dem Aufstieg. Die Wege waren weitgehend trocken und man sah von unten nur am Gipfelbereich Schneefelder. Um 11:15 Uhr erreichten wir Hochkreut und eine wunderschöne Wiese voller gelber Löwenzahn.

Dann begann der wirkliche Steig. Nur weg von der Forststraße! Links und rechts des Steiges wuchs Frühlingsenzian und Hahnenfuß. Christian ging in einem sehr angenehmen Tempo und ich merkte schon langsam, dass ich die Kondition vom letzten Jahr doch nicht ganz durch den Winter gebracht hatte.
Nach einer weiteren Stunde, als wir links in Richtung Bockscharte abbogen, erblickte Christian Solarzellen ca. 200 hm über sich und raste förmlich den Steig entlang. Ich kam kaum hinterher. Die Enttäschung folgte, als wir dann leider erkannten, dass die Solarzellen gar nicht zum Gipfelbereich gehörten.
Doch so kamen wir sehr zügig voran und erreichten über die Bockscharte das Wendelsteinhaus um 13:15 Uhr, holten uns Essen und Trinken und gingen danach auf den Gipfel. Dort legte ich mich erstmal auf eine Bank in die Sonne und genoss den Ausblick. Ich kannte fast alle Berge. Mein Banknachbar glaubte mir erst nicht und guckte auf der Karte einige Berge nach. Und es gesellte sich bald auch Christian zu mir, der den Gipfel zusammen mit einem 4jährigen dauerplappernden Jungen und dessen leicht genervten Vater erklomm.

Die nächsten 45 Minuten verbrachte ich damit, einige Wanderer zu beobachten, die versuchten, über die noch verschneite Zeller Scharte abzusteigen - wahlweise nach Brannenburg oder runter nach Bayrischzell. Die großen Schneefelder waren zwar gespurt, aber die Spuren führten auch manchmal in die Irre und in steiles Gebiet. Ein Pärchen wanderte der oberen Spur nach, rutschte aus und kletterte in Hektik einen Felsen hoch. Da standen sie nun und überlegten etwa 10 Minuten lang, wie sie da wieder herunterkommen. Es gelang ihnen irgendwann und sie folgten dann einer anderen Spur einfach nach unten zur Zahnradbahn, unter der sie dann (durch einen Tunnel hindurch) weitergehen konnten.
Ich fragte Christian, wie er absteigen möchte und gab die Grüne Gumpe zu bedenken. Er entschied sich dafür, die Zahnradbahn zu nehmen. Ich stimmte zu, obwohl ich es schade fand, kein Bad in irgendeinem Bach zu bekommen. Als wir aber bei der Bergstation waren und bezahlen wollten, sagte der Schaffner: "37 Euro!" Wahnsinn, ist das teuer! Ich diskutierte schnell mit Christian, dass wir dann eben nur zur Mittelstation fahren (immerhin nur noch 20 Euro) und von dort aus nach Brannenburg laufen.

Wir fuhren oben um 15:25 Uhr ab. Christian war von der Zahnradbahn begeistert. Wir blickten hinaus und sahen, dass uns mit dieser Abstiegsvariante 200 hm voller Schneefelder erspart blieben. An der Mittelstation stiegen wir aus und folgten dem - ich zitiere das betagte Pärchen von vor einem Jahr - "sehr, sehr steilen" Steig nach unten (der angenehm flach ist!). Und zu meiner Überraschung standen wir eine Stunde später an einem Bach mit Bademöglichkeit!!!!! Ich zog mich aus und versenkte meine Füße und Unterschenkel darin. Aufgrund der Strömung traute ich mich nicht weiter hinein. Das musste also reichen. Ich war trotzdem erfrischt und wechselte meine Kleidung komplett. Christian steckte auch seine Füße in den Bach und es machte auch ihm sehr viel Spaß. Er fand den Bach saukalt, ich dagegen total angenehm - aber ich bin da auch ziemlich abgehärtet.

Und dann begann der Hatscher nach Brannenburg. Uff. Mit York kam mir das damals doch gar nicht so lang vor? Seltsam. Aber wir schafften es doch noch, um 17:45 Uhr am Bahnhof in Brannenburg zu sein. Zwei Stunden später waren wir daheim in Eching und unsere Tochter begrüßte uns winkend am Fenster.

Aufstieg: ca. 1050 hm, Strecke: ca. 12 km


18.05.2013:
Lenggries - Geierstein - Fockenstein - Bad Wiessee (- Krankenhaus)

Christian und ich stiegen heute von Lenggries auf den Geierstein und den Fockenstein und dann nach Bad Wiessee ab. Eigentlich waren wir gemütlich unterwegs und machten auch immer eine halbe Stunde Pause, wenn wir denn Pause machten.
Aber dennoch bekam Christian am Ende der Tour in der Bahn plötzlich Vorhofflimmern. Da fast alle in meiner Familie darunter leiden, weiß ich, dass das durchaus von einer Überanstrengung kommen kann. Und ernst zu nehmen ist das auf alle Fälle, auch wenn man gut damit leben kann - selbst wenn es dauerhaft ist.
Ich bin trotzdem am Boden zerstört und habe fürchterliche Schuldgefühle... Dabei habe ich wirklich auf lange Pausen geachtet und war doch wirklich nicht schnell (3 Stunden auf den Geierstein + 30 Minuten Pause am Markeck, 2 Stunden zum Fockenstein + 30 Minuten Pause auf dem Gipfel, 2 Stunden Abstieg, ebenfalls mit 30 minütiger Pause), wir gingen wirklich gemütlich und wurden ständig von Wanderern überholt! Ich verstehe es nicht. Christian hat nie gejammert. Aber Bergtouren mit meinem Mann werde ich in Zukunft trotzdem bleiben lassen.
Dann eben ganz alleine???

Christian ist wieder daheim. Der behandelnde Arzt findet Bergwanderungen sehr gut und rät nicht davon ab. Das nächste Mal werde ich zumindest besser darauf achten, dass wir beide genug Kalium und Magnesium zu uns nehmen.

Und nun die Tourenbeschreibung, oder? Die wollt ihr wahrscheinlich lesen. Fangen wir an:

Christian und ich verpassten in der Früh gleich einmal unsere S-Bahn. Dies stellte sich aber dann als Zugausfall wegen Bauarbeiten heraus und wir versuchten, mit der nächsten S-Bahn doch noch die BOB zu erwischen. Es ging sich ganz knapp aus. Rund 10 Minuten später hielt die BOB an - Triebwerksausfall! Der Zugführer teilte uns mit, dass er den Zug neu starten werde und es dann hoffentlich weiter gehe.
Um 10:30 Uhr kamen wir in Lenggries an und um 11 Uhr befanden wir uns am Weiher, am Bergfuß des Geierstein. Nun konnte der Aufstieg beginnen. Da es in der Nacht stark geregnet hatte, wurde der Aufstieg rutschig. Doch eigentlich ging es sehr gut. Da unsere Aufstiegsroute bis zum Gipfel im Wald war, wurde uns auch nicht zu heiß, was uns gut tat. Zu Anfang merkte ich schon, dass ich keinen guten Tag hatte. Doch das machte nichts, denn wir wollten sowieso gemütlich wandern. Dadurch konnten wir uns auch ein wenig unterhalten. Nach einer Stunde Aufstieg kamen wir plötzlich an einem herrlichen Aussichtspunkt vorbei. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass es diesen gab. War ich die letzten beiden Male da einfach zu durchgerannt und hatte nicht darauf geachtet? Anscheinend war es so. Wir blieben an der Stelle ein wenig stehen und betrachteten die Aussicht bis ganz zum Wettersteingebirge.

Um 13 Uhr erreichten wir das Markeck, den wunderbaren Aussichtspunkt auf das Brauneck. Wir sahen das ganze Massiv: Brauneck, Latschenkopf, Achselköpfe und Benediktenwand. Wir ruhten uns hier lange aus, schließlich hatten wir noch einige Pläne.
Eine knappe Stunde später, um 14 Uhr, waren wir am Gipfel des Geierstein. Und ich muss jetzt wieder einmal sagen, dass dieser kleine Hügel schon einiges zu bieten hat und sicher keine einfache Wanderung ist. Auch am Gipfel machten wir eine Viertelstunde Rast bevor wir weiter in Richtung Fockenstein marschierten.

Zuerst rutschig und ruppig, doch dann märchenhaft und wunderschön verlief der Weg zum Sattel zwischen den beiden Bergen. Sogar ein kleines Geöllfeld musste gequert werden, an welches ich mich ebenfalls nicht erinnern konnte. Dann ging es hoch zum Fockenstein und das war wirklich anstrengend. Christian packte seine Stecken aus und wir gingen langsam, Schritt für Schritt aufwärts bis wir zur großen (stinkenden) Matschwiese unterhalb des Gipfelaufbaus des Fockensteins kamen. Christian setzte sich hier auf eine Bank und ruhte noch ein wenig aus und trank, damit er frisch gestärkt den Gipfel auch noch erreichen würde. Und der Weg dorthin gefiel ihm richtig gut. Denn hier war es felsig mit diesem einen markanten Felsen, auf dem Christian und andere Wanderer nun munter herumkletterten. Ich versuchte es danach auch, aber ich fürchtete um meine Hose, die ich mir einfach nicht aufreißen wollte und nahm den letzten Felsen nicht mehr in Angriff.
Genau um 16 Uhr, also zwei Stunden nach dem Geiersteingipfel und 6,5 Stunden nach Tourbeginn erreichten wir unser zweites Tagesziel, den Fockensteingipfel und sein fürchterlich häßliches Gipfelkreuz. Christian legte sich zum sonnen in die Wiese und ich fotographierte ein wenig die umliegenden Berge. Die Dame neben mir fotographierte laut jubilierend den Wendelstein, den sie da sähe. Huh? Wendelstein? Wo sieht sie den denn? Ich wusste, wo er war, aber das Futzelchen Berg, was man vom Wendelstein sah, war nun gar nicht fotographierenswert. Ich beobachtete die Dame weiter. Irgendwann ging mir ein Licht auf. Sie sah anscheinend die Wallbergkapelle und dachte, dass müsse also der Wendelstein mit seiner Kapelle sein. Doch ich unterließ es, sie zu belehren.

Dann machten wir uns auf zum Abstieg nach Bad Wiessee. An der Aueralm machten wir noch einmal Halt, um ein wenig zu essen (und die berühmten Zeckenschilder zu betrachten). Und dann ging der Hatscher los. Forststraße, Forststraße, Forststraße... Christians Rücken fing an zu schmerzen und wir gingen dann wieder etwas langsamer.
Um 19 Uhr erreichten wir die Bushaltestelle in Bad Wiessee und um 20:05 Uhr kamen wir in München, Rosenheimerplatz, an. Wir freuten uns, dass wir unsere S-Bahn noch erreicht hatten und bald bei Bianca daheim wären, doch da sagte Christian plötzlich, dass er Herzrhythmusstörungen hätte. Ich fühlte seinen Puls, der schnell und unregelmäßig war. Ich selbst kannte von mir das Vorhofflimmern (und von meinem Vater und von meiner Mutter und und und...), aber ich wollte ärztliche Aufklärung. Es war ja bei Christian das erste Mal! Und ich wollte keinen Herzinfarkt oder etwas ähnlich Ernstes übersehen. Also stiegen wir aus der S-Bahn und fuhren ins Schwabinger Krankenhaus.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 17 km


08.06.2013:
Fleck - Seekarkreuz - Mariaeck - Schönberg

Es war im November letzten Jahres als ich mich einmal spontan mit meinem guten Freund Markus zum Wandern im Frühjahr verabredete. Der erste Termin fiel ins (Regen)Wasser, aber der zweite Termin klappte gut. Das war heute!!! Ursprünglich wollten wir eine Wanderung auf und um den Heuberg machen. Da jedoch der Inn irres Hochwasser führte und die Isar dank des Sylvensteinspeichers nicht so sehr, so planten wir um. Wir wollten auf das Seekarkreuz. Grasleite hoch, Sulzersteig runter, Hirschbachbad. Fertig.
So zumindest der Plan...

Ja, ihr kennt meine Tourenplanung. Eigentlich ist die für die Katz, weil ja sowieso nichts über Spontanität geht, schon gleich gar nicht, wenn Alex einen zweiten Gipfel in nahezu greifbarer Nähe erblickt. Doch ich war nicht alleine Schuld an diversen anderen Umplanungen.

Es trug sich nämlich zu, dass Markus sein Auto (jaaaahaaaa, wir fuhren heute Auto) am Wanderparkplatz in Fleck bei Lenggries abstellte. Ein Blick auf die Wanderkarte zeigte uns schon, dass wir den Sulzersteig und das Bachbad knicken, wir werden über das Mariaeck absteigen. Bei diesem Gedanken hallte es schon in meinem Hinterkopf: "Aaaaaalex, der Schönberg, daaaaaaaaaa, gaaaanz naaaaaaah!"

Wir wanderten los. Am Anfang auf einer Forststraße, dann nach links in Richtung Seekarkreuz auf den trampelpfadähnlichen Steig. Der war nicht einfach zu gehen. Eine Flußquerung sorgte für Abwechslung, doch ingesamt erinnerte mich alles ein bisschen an das Zwölferköpfl. Na, wenn wir da mal nicht den falschen Gipfel erwischen.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Grasleitensteig, der im Vergleich zu dem Steig davor wie ein Weg für Kinder daher kam. Ich war schon erstaunt über Markus. Er fand das alles wunderbar, war gut ausgerüstet und trotz vorangegangener Erkältung in einer guten Form.
Nach einer weiteren Stunde, um 11:15 Uhr, erreichten wir die Lenggrieser Hütte. Wir bestellten ein zünftiges Mittagessen: Gulaschsuppe und Leberkas mit Ei. Sehr lecker! Und nach einer weiteren halben Stunde waren wir auch schon am Gipfel des Seekarkreuzes. Man hatte einen wunderbar klaren Blick auf die Berge und ich war so stolz, dass ich fast alle Berge der Umgebung benennen konnte, dass ich gleich einmal Markus einen scheinbar großen Schmarrn erzählte und dies sofort berichtigte. (Aber gerade gucke ich in den Alpenpanoramen, war doch alles richtig!!!)

Dann beschlossen wir zusammen, nun wirklich zum Mariaeck zu gehen. Ich dachte über das Schild mit der Aufschrift "Nur für Geübte" nach und kam zu dem Schluss, dass das ja auch am Wallberg stand, also vermutlich nur zur Abschreckung absoluter Bergwanderneulinge steht.
Der Pfad dorthin war schmal und teilweise ziemlich an der Abbruchkante, doch ansonsten sehr gut gepflegt und gut zu gehen. Dann sahen wir die ersten Felsen und da kamen uns drei kleine Kinder entgegen gekraxelt. Das war so süß anzusehen! Wir kraxelten dort dann eine Leiter hinunter und standen inmitten einer imposanten Kette von großen Felsen, durch die sich - teilweise kletterig - der Weg schlängelte. Das machte Freude! Danach kamen wir am Mariaeck an, wo eine Marienstatue stand.

Ich fragte Markus, wie weit es noch bis zum Schönberg wäre. Markus hatte nämlich ein wunderbares Spielzeug dabei, ein GPS! Und das zeigte wirklich alles an. Wo wir uns befanden, wie lange der Weg noch ungefähr sein würde und ein Höhenprofil der gesamten Wanderung. Er antwortete, dass es noch ca. 700 Meter seien, Luftlinie. Wir beschlossen, weiter zu gehen, obgleich ich meine Angst äußerte, die ich seit der Sache mit Christian letztens habe. Markus sagte, er schaffe das und wir gehen da nun hin. Gesagt, getan. Den Weg fand ich alles andere als schön, aber wir durften ein kleines Schneefeld queren, und das war sehr nett. (Bei einer sehr matschigen Etappe fing Markus an, Rainhard Fendrichs "Matscho, Matscho" zu singen. *lol*)
Und irgendwann standen wir ganz oben, auf einem Bergrücken, scheinbar auf dem höchsten Punkt, doch weit und breit kein Gipfelkreuz in Sicht. Wir wunderten uns. Hier wuchsen nur Pflanzen, die aussahen wie Kopfsalat. Wir gingen erst ein wenig nach links und suchten, aber hier ging es nur zu Ross- und Buchstein. Also kehrten wir wieder um und gingen diesmal einfach geradeaus durch das Salatbeet durch. Und huch! Ein Gipfelkreuz. Da ist es ja. Super. Zweiter Gipfel für diesen Tag!!! Ich freute mich wie ein Schnitzel.

Das GPS zeigte uns nun weiter einen Trampelpfan an, der geradeaus nach unten zur Forststraße führen sollte und nicht den weiten Schlenkerer machte, den der beschilderte Wanderweg zu machen schien. Nun gut, wir sind hier, wollen runter. Also Trampelpfad. Ich ging voran und sah die Spuren eines "Steckentieres" (ich kam mir vor wie ein Indianer). Der Pfad war schmal, teilweise gar nicht vorhanden und so mussten wir konzentriert durchs Gemüse gehen. Eine Stange Traubenzucker half uns, uns weiter zu konzentrieren. Irgendwann endete der Trampelpfad jäh, es gab nur noch Dickicht, aber das GPS sagte, vor uns läge der Forstweg. Also schlugen wir uns durch das Dickicht und fanden auch sogleich den Forstweg.
Es folgte ein langer Hatscher zurück zum Wanderparkplatz.
Welch wunderbare Tour! Danke, Markus!!!

Aufstieg: ca. 1100 hm, Strecke: ca. 14 km


07.07.2013:
Thalkirchen - Unterföhring

Ich hatte heute Ameisen im Hintern. Schon gleich nach dem Aufstehen. Aber natürlich war es schon 8 Uhr und Bianca musste ja auch noch versorgt werden. Christian schlief und schlief und schlief und wachte einfach nicht auf. Und nun? Ich fragte mich, ob ich es nicht wagen sollte, irgendwo alleine rauf zu laufen. Und da ich unschlüssig war, packte ich meine Sachen und Wanderstöcke ein und nahm die S-Bahn um 10 Uhr von Eching weg. Mein Plan war eine Flachlandwanderung an der Isar entlang durch München durch. Etwa 10 km oder optional auch 20 km lang. Unterwegs fragte ich bei York nach, ob er nicht Lust auf einen Berg hätte, aber das hatte er nicht. Es war ja nicht schlimm. Ich hatte ja etwas vor.

Ich fuhr bis Thalkirchen und lief in Richtung Tierpark Hellabrunn, um zu meinem Ausgangspunkt zu kommen, nämlich "Pluto" vom Münchner Planetenweg, der vom Tierpark zum Deutschen Museum führt. Auf gings! Ich war recht schnell unterwegs und eine Stunde später war ich auch schon am "Mars" vor dem Deutschen Museum. Und alle Wege an der schönen Isar entlang. Ab da fühlte ich mich dann wie in einem Jump'n Run-Spiel. Weich den Radlfahrern aus! Leider ging das nicht so gut, wie ich mir das vorstellte und ich wurde einmal auch richtig frontal angefahren (Gott sei Dank waren die Bremsen des Radls gut!). Haben die Leute eigentlich keine Augen im Kopf?!

Es ging vorbei am Müllerschen Volksbad, vorbei am Isarwehr Oberföhring. Und da wurden so langsam, ganz ganz langsam meine Beine schwer. Ich überlegte, ob ich hier aufhören sollte. Da sah ich einen Wegweiser, der mir noch 5 km nach Ismaning prophezeite. Ich grübelte. Das hielt ich ja für einen Scharrn, denn Ismaning ist noch weit weg, aber es war auch der Anlass zum Weiterlaufen. Man kann das ja schlecht beurteilen, wenn man es nicht einmal ausprobiert hat.

Die bisher recht überlaufene Route wurde nun richtig einsam. Ab und zu kam mir ein Radfahrer entgegen, aber das war eine Seltenheit. An der Isar badeten an jeder Ecke Leute, die mich hier am Wanderweg natürlich aber nicht sehen konnten. Und so ging ich einsam dahin. Eine Stunde lang. Mann, war mir LANGWEILIG! Ich dachte daran, dass jetzt ja jeden Moment jemand aus dem Gebüsch springen könnte und... Ja, aber was machte ich denn dann hier? Da wäre der Wendelstein doch die bessere Variante gewesen. Oder der Wallberg. Oder sogar der Höllentalklettersteig! Ich ging immer schneller. Nach 40 Minuten kamen mir endlich wieder Menschen entgegen!!! Zivilisation! Ich erblickte einen Wegweiser, der mir verriet, dass ich direkt neben dem Unterföhringer See stand. Und da dort auch ein nettes Isar-Badefleckchen war, sprang ich hinab, zog mich aus und hüpfte in die Isar. Es standen einige Leute am Ufer und schauten mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank (im übrigen war ich nicht nackt, ich habe meine Unterhose angelassen und dann gewechselt).

Nach diesem Ausflug beschloss ich, dass hier nun Ende der Wanderung sei. So suchte ich eine S-Bahnstation. Unterföhring liegt ja hoffentlich am Unterföhringer See und da fährt die S8 zum Flughafen, wo ich in meine S1 umsteigen könnte. Ich ging in die Richtung, in die der Wegweiser zeigte und endete im Nirvana. Der Weg hörte einfach auf. Aber rechts erblickte ich schon die Häuser des Bayrischen Rundfunks und ging dann darauf zu.

Zu meiner Überraschung betrat ich den Ortslehrpfad von Unterföhring, wo ich erfuhr, wie der Ort entstand (in umgekehrter Reihenfolge). Es gab dort um 1300 irgendeinen Knödel- und Sauerkraut-Krieg - oder so ähnlich (vermutlich nicht mal das). Und dann sah ich auch schon die S-Bahnhaltestelle und fuhr glücklich wieder heim.

Flachlandwanderung, Strecke: ca. 20 km


20.07.2013:
Schneibstein

Martin, ein Freund, den ich über ein Mathematikforum aus dem Internet kennengelernt habe, hatte vor, vom 19.7. bis 2.8. in Schönau am Königssee zu verweilen für einen zweiwöchigen Wanderurlaub mit seiner Freundin Eva. Martin fragte mich schon vor zwei Monaten, ob ich denn da für ein paar Tage mitkommen wollte. Ich bejahte. Und vor ca. zwei Wochen machte ich es dingfest: Ich reservierte ein Dreieinhalb-Sterne-Hotel für den 19.7. bis zum 23.7., was uns ganze drei Tage für gemeinsame Wanderungen ließ.
Schon vorab merkte ich, dass die Tourenplanung, wie ich sie von den Voralpen her kenne, hier nicht funktioniert. Die interessanten Berge sind fast alle über 2000 Meter hoch, die Orte liegen auf 600 Meter, also müsste man an einem Tag mindestens 1400 hm im Aufstieg bewältigen. Ich hab das ja schon öfters getan. Aber drei Tage hintereinander noch nie! Und war Martin so konditionsstark? Und Eva? Und selbst, wenn die beiden die nötige Kondition mitbringen, wie würden sie sich in alpinem Gelände schlagen können? Ich wusste es nicht und ich machte das, was ich dann immer tue. Nichts festmachen, ein paar Tourenwünsche heraussuchen und dann vor Ort am Vortag die jeweilige Tour spontan beschließen.

Und so lief es auch. Nach ein paar Missverständnissen war die erste Tour klar: Vom Parkplatz Hinterbrand aus auf den Jenner und dann auf den Schneibstein. Zwei Gipfel, ca. 1400 hm, da ist eine Alex doch zufrieden. Doch ich ahnte da noch nicht, wie beschissen hier am Königssee die Busverbindungen sind. Busse fahren - wenn sie denn fahren - zwei- bis dreimal am Tag, und das natürlich zu den ungünstigsten Zeiten!

Es war Samstag morgen und ich freute mich, dass ich sogar einen der Busse zum Berchtesgadener Hauptbahnhof gekriegt hatte (oder besser: dass er fuhr!). So trafe ich Martin und Eva um 9:15 Uhr am Bus nach Hinterbrand, welches auf 1120 Meter liegt. Von dort aus wanderten wir unspektakulär hoch: Forststraße, Forststraße, Forststraße... Aber ich war glücklich, dass ich Wanderbegleitung dabei hatte. Wie weit würden wir hochkommen? Würden wir den Schneibstein schaffen? Mal sehen.

Wir gingen hoch zur Jennerbahn-Mittelstation und folgten dann dem Alpenweitwanderweg 498 und gingen über den Vogelstein zur Mitterkaseralm. Dort fühlte sich Martin sehr wohl, weil er grasende Kühe auf der Alm sah. Und er ist absoluter Kuh-Fan. Dann gingen wir weiter zum Schneibsteinhaus (1640 m) und aßen dort Käsekuchen und Germknödel und tranken Hollunderblütenschorle. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass es nun Mittag war. Wir lagen also gut in der Zeit. Und auf ging es zum Carl-von-Stahl-Haus mit ebenfalls vielen weidenden Kühen.
Nun folgten wir dem Weg Richtung Schneibstein. Er war als mittelschwer gekennzeichnet und so würde ich ihn auch bewerten. Man braucht hier nur Trittsicherheit, aber keine Schwindelfreiheit, nirgends findet man ausgesetzte Passagen. Doch der Weg ist nicht langweilig, sondern sehr schön. Anfangs darf man sogar ein wenig über Schrofen klettern, danach führt ein steiniger Pfad über einen Wiesenhang zum flachen Gipfelaufbau hinauf. Wir erreichten das Gipfelkreuz um genau 14 Uhr und genossen dort erstmal die Aussicht. Den Köngissee sah man von hier zwar nicht, aber man konnte auf das Hagengebirge blicken und bis hinter ins Steinerne Meer. Da fühlte man sich wie auf dem Mond. Dass das aber nicht der Mond war, konnte man an den Steinböcken sehen, die dort sehr zahlreich hin und her liefen.
Nach einer halben Stunde Rast machten wir uns an den Abstieg. Dieser verlangte nun wirklich Trittsicherheit. Wo man im Aufsteig noch hinaufstolpern hätte können, musste man jetzt wirklich balancieren und einen guten Tritt haben. Eine Frau überholte mich irgendwann und gab gleich zu bedenken, dass meine Stöcke (die ich ja immer dabei habe) mir doch helfen würden und meine Knie entlasten würden. Ich fand diesen Hinweis aber richtig unverschämt, denn es ist je meine Sache, ob und wann ich meine Stecken benutze. Ich antwortete ihr, dass ich aber dafür mein Kleinhirn trainiere. Da schien sie beleidigt und stöckelte hinunter (klack, klack, klack, jetzt klackten die Stecken noch lauter als sonst bei Steckentieren sowieso schon).
Um 16:30 Uhr erreichten wir die Jennerbahn-Bergstation und überlegten, ob wir den Abstecher zum Jenner noch schaffen würden. Doch die letzte Bahn fuhr um 17 Uhr, wir hätten da also hochrennen müssen und 1 Minuten runtergucken können und dann hätten wir vielleicht doch noch die letzte Bahn verpasst. Und ein dreistündiger Abstiegshatscher in eine Pampa ohne Busverbindung klang nicht sehr vielversprechend. Also ließen wir den Jenner zähneknirschend rechts liegen und nahmen die Bahn nach unten zum Königssee.

Dort rannten wir zur Bushaltestelle und guckten: Kein Bus mehr für mich? Mist. Martin und Eva konnten den Bus nehmen, ich nahm ihn notgedrungen auch, weil die 20 Minuten vom Bahnhof in Berchtesgaden zum Hotel schneller gehen als die 40 Minuten vom Königssee aus. Ich wollte schließlich auch mein Drei-Gänge-Menu genießen. Und das schaffte ich auch. Ich joggte die Strecke in 12 Minuten zum Hotel und erreichte dieses um 18 Uhr noch pünktlich zum Abendessen. Und danach setze ich mich auf den Balkon unserer Suite und blickte noch lange auf den Watzmann und den Hochkalter.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 10 km


21.07.2013:
Almbachklamm

Heute musste - dank eines aufkeimenden Muskelkaters wegen der gestrigen Tour - eine kleinere Tour her. In der Jenner-Bahn erzählte mir doch eine nette Dame von einer Klamm mit vielen Gumpen und Wasserfällen und einem tollen Wald. Und ich hatte keine Ahnung, was sie meinte, denn Martin hatte mehrere ganz ähnlich klingende Tourenbeschreibungen aus dem Internet ausgegraben. Er entschied sich (in Rücksprache mit Eva und mir) für die Almbachklamm. Viel Wasser, wenig Höhenmeter. Einfach nett. Ich hoffte, dass es auch so werden würde und freute mich. Ich freute mich so sehr, dass ich ganz vergaß, Badeanzug und Handtuch mitzunehmen - ein fataler Fehler für eine Wasserratte...

Heute musste ich die 20 Minuten zum Berchtesgadener Bahnhof laufen. Es war aber nicht so sehr schlimm, denn ich durfte auf dem Weg dorthin viele Gartenrotschwänze begutachten, die in Schönau in Hülle und Fülle leben. Um 9:15 Uhr nahmen wir drei dann den Bus nach Hammerstiel/Kugelmühle, wo der Eingang der Almbachklamm ist.
Die Klamm war viel besucht. Kein Wunder! Sie war wuuuuuuuuuuuuuunderschöööööön. Türkisgrüne Gumpen, alle zehn Meter. Ich wollte in jede eigentlich gleich hineinhüpfen. Und der fehlende Badeanzug hätte mich selbst auch nicht so gestört, ja, wenn eben nicht diese vielen Zuschauer gewesen wären. Doch nicht nur mir erging es so, es gab vor uns anscheinend schon genug Gumpensüchtige. Und so kam es, dass wir an einer Gumpe zu dieser sehr gut herunterklettern konnten und wir zogen unsere Schuhe und Socken aus und stiegen mit den Füßen hinein. Eva und Martin kam das Wasser sehr kalt vor. Mir nicht, da ich ja eine erfahrene Gebirgsbachhüpferin bin. Ich konnte den Drang, mich gleich ganz nackig zu machen, aber doch unterdrücken. Denn wie hätte ich denn ohne Handtuch da trocknen sollen? Vor den Blicken von hunderten Schaulustigen? Wie Venus in der Muschel? Nein, das dann bitte doch nicht.

Nach dieser Erfrischung gingen wir weiter die Klamm entlang bis wir zu einem Umleitungsschild kamen, welches uns nach rechts verwies. Gleich darauf erblickten wir ein Schild mit der Warnung, dass nun doch ein alpiner Steig folge, welcher Trittsicherheit und Schwindelfreiheit benötige. Naja. Wir werden ja sehen. Ich habe ja schon viele solche Warnschilder gesehen und nie war es so schlimm wie so ein Schild vermuten lässt. Und das war es auch nicht, allerdings war der Steig wirklich alpiner und dadurch umso hübscher zu gehen. Wir gewannen immer mehr an Höhe und gelangten irgendwann an eine Bank, an der wir Rast machten.
Dort gab es einen Wegweiser, welcher uns rechts den Weg nach Ettenberg anzeigte und links den Weg zur Theresienklause und nach Maria Gern, welches eigentlich ein gutes Ziel gewesen wäre. (Ich wusste gar nicht, was Maria Gern auszeichnete, erst zurück in München erfuhr ich, dass es dort eine der schönsten barocken Kirchen in Deutschland geben soll.) Mir selbst war Maria Gern wurscht, hauptsache die Wanderung blieb so schön wie bisher. Und das tat sie. An einer steilen Wand entlang ging es nun runter zur Klause und diese stellte sich als wunderschöne Badestelle heraus. Ich ging flotten Fußes zum Wasser, zog meine Wanderhose aus und auch mein T-Shirt und ging bis zu den Oberschenkeln hinein ins Wasser. Ach, war das wieder schöööööööööööööön! Eva kam mir hinterher und Martin und sie diagnostizierten mich als abgehärtetes Wesen. Die darauffolgende Rast (ich musste ja auch lufttrocknen) wurde etwas länger, aber dann machten wir uns daran, unsere Tour zu Ende zu bringen. Wir gingen weiter nach Ebenbichl, wo wir einen Blick auf den Berchtesgadener Hochthron genossen. Es war 13 Uhr und da uns unsere Wanderkarte eine Bushaltestelle in der Nähe anzeigte, nahmen wir auch den dort bereits wartenden Bus nach Berchtesgaden.

Zufälligerweise war dieser Bus auch der Bus, den Bianca und Christian nahmen, die an diesem Tag im Salzbergwerk waren. So trafen sich Bianca, Christian, Martin und Eva. Zu fünft fuhren wir zum Königssee (den wir bis dahin noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatten). Und es trennten sich unsere Wege, da Bianca mich völlig vereinnahmte. Doch 20 Minuten später klingelte mein Handy. Es war Martin, der mir den Malerwinkel empfahl, einen Aussichtspunkt auf den Königssee. Ich nahm meine Füße in die Hand und joggte in 10 Minuten dorthin. Der Blick auf den See war wirklich toll und wir verabredeten uns, dass wir am nächsten Tag mit dem Schiff nach St. Bartholomä fahren und dann den Rinnkendlsteig versuchen würden.
Als ich zurück zu Christian und Bianca ging, steckte ich meine Füße noch in den Königssee und entdeckte erstaunt, dass der See doch deutlich wärmer ist (jedenfalls im Juli) als ein Gebirgsbach.

Aufstieg: ca. 500 hm, Strecke: ca. 5 km


22.07.2013:
St. Bartholomä - Archenkanzel - Grünstein - Schönau

Ich rannte um 8:10 Uhr aus meinem Hotel in Richtung Bushaltestelle. Aber natürlich fuhr kein Bus, den ich gebrauchen könnte. Also ging ich 2 Kilometer nach Unterstein, um dort Martin und Eva an der Bushaltestelle zu treffen, wo keine 2 Minuten später der Bus in Richtung Königssee fuhr. Wir wollten nämlich nach St. Bartholomä und von dort aus den Rinnkendlsteig zur Archenkanzel gehen. Und dazu wollten wir das Boot um 9:00 Uhr vom Königssee aus nehmen. Es klappte auch gut. Die Bootsfahrt allein war schon interessant, denn "Am Echo" bließ der Bootsführer in sein Flügelhorn und man hörte das weltberühmte Echo. Ab da hatte ich die ganze Zeit über einen Ohrwurm. "Drunt im Tal, ja, da sitzt das kleine Ottili..." Und vermutlich hat Otto Waalkes ja genau dieses Echo vom Königssee parodiert (hört es euch mal an!). Nur leider kenne ich Ottos Version viel besser und so verfolgte mich dieser Ohrwurm die ganze Tour über. (Ja, auch an Stellen, an denen ich mich eigentlich noch besser hätte konzentrieren sollen!)

In St. Bartholomä betrachteten wir die Kirche und natürlich die Watzmann-Ostwand. Was für ein Ding. Jeder, der diese Route hinaufgeht, ist entweder ein sehr guter Kletterer oder total verrückt. Und Verrückte gibt es anscheinend genug. Ein Rettungshubschrauber flog schonmal drüber, aber vermutlich nur als Vorsichtsmaßnahme.
Wir begannen mit dem Rinnkendlsteig. Die ersten Meter verliefen unten direkt am Wasser, dann ging es einen Waldpfad bergauf. Die erste Stunde war unkompliziert zu gehen und man hatte auch kaum eine gute Aussicht auf den Königssee. Doch dann kam die erste Drahtseilsicherung. Das Drahtseil war überhaupt nicht nützlich (jedenfalls für den Aufstieg) und spannte sich unten als Stolperfalle mit Blättern getarnt noch über den Weg. Ab da wurde der Weg ausgesetzt und man konnte - und musste - einfach nur staunen. Es gab immer wieder fantastische Tiefblicke zum See, nach Bartholomä oder rüber nach Kessel. Es war Evas zweite Bergtour und man merkte, wie sie bei jeder Seilsicherung das Denken begann. Sie ist schon schwindelfrei, aber eben noch etwas unsicher. Und nach der dritten Seilsicherung wussten wir: Nun kehren wir nicht mehr um. Lieber gehen wir das, was noch kommt, hinauf, als das Zeug wieder runter zu laufen. Und alles eben langsam und gemächlich, nur nicht hetzen, dann schaffen wir das alle. (Martin wäre ja am liebsten gleich den nackten Fels senkrecht nach oben geklettert.)
Jetzt wurde es immer ausgesetzter und luftiger und leider auch sonniger. Es hatte 30 Grad und das merkte man. Wir schwitzten von einer Schattenstelle zur Nächsten. Und auf einmal, eigentlich ganz unvermittelt nach einer Kehre, sehe ich eine fast senkrechte Wand, die zu queren ist. An die 4 Meter breit, mit Trittstiften versehen und einem Drahtseil zum festhalten. Ein kleines Brettchen! Wie süß. Ich stellte mich drauf und guckte natürlich zwischen meine Füße schön nach unten. "Drunt' im Tal, ja da wohnt das kleine Ottili..." Argh! Doch nicht jetzt! Erstmal wieder Boden unter die Füße bekommen. Mir gefiel es auf diesem Steig immer besser. Irgendwann durften wir Holzleitern hinaufklettern, die schon etwas morsch waren und einige lockere Stufen aufwiesen. Und eine Drahtseilsicherung war lose an der Wand, da half auch das Drahtseil herzlich wenig. Da dieser Steig so sonnig und ausgesetzt war und es genügend Blumen und Grashalme gab, die dort wuchsen, gab es hier Unmengen an Schmetterlingen. Klein, groß, gemütliche Flieger oder hektische Gesellen. Alles war dabei. Als ich merkte, dass Eva und Martin langsamer gingen, weil Eva sich ihre Zeit nahm, die sie brauchte (so soll man das machen!!!), setzte ich mich an einem schönen Aussichtspunkt auf den Fels. Ich sah auf den See und den Schiffen zu und auf einmal setzte sich ein ca. 5 cm großer weißer Schmetterling mit schwarzen Flecken und roten Punkten auf eine Blume. Und das war - ich wusste es eindeutig - ein (Alpen-)Apollofalter. Ich guckte dem Falter noch etwas zu und freute mich, dass ich hier wirklich einen sehen durfte. Auch einige Schwalbenschwänze bekam ich zu Gesicht. Als Eva und Martin zu mir stießen, ruhten wir uns hier noch eine Weile aus.
Wir waren nun auf einer geschätzten Höhe von 1300 Metern. Ein Blick nach oben sagte uns schon, dass wir bald unser erstes Ziel erreicht hätten: die Archenkanzel. Jetzt kamen uns einige Wanderer entgegen, die wohl von Schönau aus hochgestiegen sind, um über den Rinnkendlsteig abzusteigen (ich mache solche Steige lieber im Aufstieg). Wenige Minuten später saßen wir auf der Bank auf der Archenkanzel mit seiner phänomenalen Aussicht und einige Schmetterlinge benutzten uns als Rast- und Sonnenplatz und versuchten, aus uns irgendwas rauszusaugen (das kitzelt!). Ich zog mein durchgeschwitztes Shirt aus, um es an der Sonne trocknen zu lassen und unterhielt mich mit einem netten Pärchen, welches über den Grünstein bis hier aufgestiegen war und auch dorthin wieder zurück musste.

Nach einer halbstündigen Pause gingen wir weiter in Richtung Kührointalm. Unsere Wasserreserven waren fast aufgebraucht und wir brauchten dringend irgendwo eine "Tankstelle". Der Weg dorthin war reichlich langweilig und wir waren froh als wir dort saßen. Man hatte hier einen tollen Blick auf den Watzmann und auf die Heerscharen, die vom Watzmannhaus in Richtung Hocheck unterwegs waren. (Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Schlangestehen noch irgendeine Form von Genusswanderung ist, auch wenn der Berg den Namen Watzmann trägt, kann mich aber irren.) Ich fragte Martin und Eva, ob wir noch zum Watzmannhaus heizen wollen oder lieber doch gemütlich auf den Grünstein. Wir entschlossen uns für die gemütliche Variante. Es ging jetzt lange durch den Wald bergab und viel zu sehr bergab, als ich es vorher auf der Karte gelesen hatte, aber der Weg war richtig ausgeschildert. Irgendwann kamen wir an eine Wand, die sogenannte "Weiße Wand", die uns sehr beeindruckte. Martin bekam gleich wieder Klettergelüste und rannte uns jetzt davon auf den Grünsteingipfel. Eva und ich folgten langsam und gemächlich.
Oben hatte man einen tollen Blick über Schönau und Berchtesgaden, auf den Hochthron, den Göllstock, den Jenner (dort waren Christian und Bianca heute mit der Bergbahn unterwegs). Und natürlich auf den Watzmann. Wir sahen Gleitschirmflieger, die über uns kreisten und wohl stundenlang dort oben blieben. Und es kamen uns vier Kletterer mit Klettersteigausrüstung entgegen, die den Isidor-Klettersteig hochgeklettert waren.
Dann gingen wir wieder runter nach Schönau. Zwischendurch überlegten wir uns, ob wir nicht noch in den Königssee springen sollten, aber für mich war es an der Zeit, direkt ins Hotel zu gehen, sonst hätte ich am Ende noch den 5km-Ortshatscher machen müssen. Und so waren es nur 2km und ich war um 18:15 Uhr im Hotel, wo ich essen konnte und nach dem Sonnenuntergang am Balkon noch Fledermäuse beobachten konnte.

Aufstieg: ca. 1100 hm, Strecke: ca. 10 km


11.09.2013:
Brecherspitze

Thorsten und seine Freundin sind gerade für ein paar Tage am Schliersee. So ergab es sich, dass ich doch tatsächlich einmal auf den wohl beliebtesten Gipfel der Region durfte, der Brecherspitze. An Wochenenden und sonnigen Tagen ist dieser Berg eigentlich immer total überlaufen. Heute war ein bewölkter, kalter, leicht regnerischer Mittwoch.
Nachdem ich meine Tochter in den Kindergarten gebracht habe, nahm ich die S-Bahn nach München und hoffte, dass ich mit einem Sprint noch die frühere BOB nach Bayrischzell schaffen würde. Doch es half alles nichts, denn die Bahn fuhr 2 Minuten zu früh ab und ich erwischte sie deshalb nicht mehr. So kam ich erst um 11 Uhr am Schliersee an. Dort holten mich Thorsten und seine Freundin Hanna mit dem Auto ab und wir fuhren nach Neuhaus, wo unsere Wanderung auf die Brecherspitze begann.

Zunächst gingen wir auf Forstwegen zur Ehard-Alm, wo wir erstmal eine kleine Pause machten und eine Hollerschorle tranken. Danach ging es einen recht batzigen Wiesenhang hinauf zu einer Latschengasse, die auf den Gipfel führte. Hier war es schön. Ich mag Latschengassen ja sowieso schon gern, doch hier war die Aussicht auch einfach wunderbar. Ich erkenne ja nun schon sehr viele Berge, weil ich schon auf vielen Bergen oben war und sah den Breitenstein, den Wendelstein, den Jägerkamp, ein kleines bisschen von der Aiplspitze, den Hochmiesing, die Rotwand. Wir gingen über schrofige Passagen und Thorsten wusste nun auch, was Schrofen sind. Am Gipfel sah man dann das Sonnwendjoch, den Guffert-Klunker, den Risserkogel, den Wallberg, die Bodenschneid, die Benediktenwand. Nur eine Felsnadel habe ich nicht erkannt (und die musste ich gerade nachgucken), aber im Nachhinein ist es klar: Ross- und Buchstein.

Dann kamen wir mit einem Mann ins Gespräch, der einen leuchtend lila Trinkbehälter in der Hand hielt. Er sagte uns, dass er ein Barfußläufer sei (ja, er hatte gerade noch Flipflops an, aber seine füße waren blutig und von Steinen zerstochen mit einen unglaublichen Hornhautschicht) und dass man so seine Energie aus dem Boden holen kann. Was erst noch interessant begann, wurde sehr schnell esoterisch und wir nickten alle brav und freundlich und stimmten ihm zu. Dann fingen wir an, etwas zu essen, denn wir hatten ja dicke fette Schuhe an und Luft und Liebe und Energie müssen erschrocken wieder in den Boden weichen... Da isst man doch lieber Vitamine und Zucker, bevor es wieder weiter geht.
Wir folgten jetzt dem etwas komplizierter werdenden Grat. Es ging über zwei Drahtseilpassagen, an deren Ende ein Schild mit der Warnung "Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" stand. Bei der zweiten solchen Passage wollte ich oben herum gehen, da ich da rote Wegmarkierungen sah und der Fels mit sicherer vorkam als der lehmige und halb abgebrochene Weg unten herum. Doch oben stand ein Mann, der mich energisch darauf aufmerksam machte, dass es unten lang ging. Als ich die Wegmarkierungen zu bedenken gab, wiederholte er: "Nein! Es geht UNTEN lang." Ich Idiot fügte mich, fand das aber gar nicht schön: der lehmige Weg war direkt an der Abbruchkante und selbst schon abgebrochen, so dass man hier echt aufpassen musste. Die Latschen, die einem im Falle eines Sturzes normalerweise auffangen könnten, waren hier 2-3 Meter nicht vorhanden - wenn es hier abgeht, dann aber richtig und richtig weit runter. Das Stück war schnell überwunden und wir guckten danach noch einmal zurück: am Fels war ein dicker fetter Pfeil aufgemalt, der uns den Weg obenherum beschrieb. Ich verfluchte den Besserwisser von vorhin noch mal schnell und konzentrierte mich weiter auf den Weg.

Nun wurde der Weg einfacher, jedenfalls schien es kurz so. Es wurde matschiger und rutschiger und wurzeliger und es ging bergab. Ich nahm nun doch meine Stecken in die Hand. Damit ging es ganz gut bis zur Freudenreichkapelle, einer wirklich niedlichen Kapelle inmitten einer 1,5 Meter hoch gewachsenen Wiese (ich war mit Gamaschen und Anti-Brumm unterwegs, hoffentlich habe ich mir keine Zecke eingefangen). Hier hoben Thorsten und Hanna einen Geocache, der sehr gut versteckt war. Ich fand das sehr spannend.
Danach gingen wir den steilen Wiesenhang hinunter. Da es die Tage vorher geregnet hatte, war unter uns quasi rutschiger Lehm. Dank Stecken und Verlagerung des Schwerpunktes nach unten rutschte ich aber nicht, sondern konnte ganz gemütlich absteigen. Thorsten und Hanna rutschten ein wenig und ich wunderte mich, woran es lag, dass ich hier besser zurecht kam. Mehr Erfahrung? Bessere Gehtechnik? Bessere Schuhe für dieses Geäände (ich trage ja keine Bergstiefel, sondern leichte Wanderschuhe). Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls erreichten wir irgendwann eine Alm und dann kam ein "Jump'n Run" über Steinchen im stehenden Regenwasser und zahlreiche Kuhfladen. Es fehlten nur noch der Ball und die punkigen Haare - Gianna Sisters!!! (Kennt das noch wer? Die jüngeren Leser können das ja durch 'Pilz' und 'Handwerkerklamotten' ersetzen.)

Dann waren wir auch schon wieder auf der Forststraße und eine knappe Stunde später beim Fußbad am Gebirgsbach. Danach gingen wir noch eine Pizza essen und dann fuhr ich wieder heim. Ich war müde und erschöpft und deshalb fror ich fürchterlich, kam aber zwei Stunden später gesund in Eching an.

Aufstieg: ca. 1000 hm, Strecke: ca. 10 km


26.10.2013:
Vogelsang - Kleiner Traithen - Großer Traithen - Steilner Joch

Vorgestern schrieb ich eine Rundmail an meine Freunde, ob nicht zufällig jemand Lust hätte, mit mir auf einen Berg zu gehen. Ich mache das ja öfter und ich dachte nicht, dass sich noch jemand melden würde. Gestern abend kam ich nach einem Zirkusbesuch spät heim und blickte auf mein Handy, welches ich zu Hause vergessen hatte. Ein unbekannter Anrufer rief an! Könnte es denn sein, dass mich da jemand wegen der Bergtour erreichen möchte?! Ich klickte auf "Rückruf" und hatte Alex am Telefon. Mit Alex und ihrem Mann Johannes habe ich studiert. Wir verabredeten uns zur Traithenüberschreitung, die sowohl auf meiner Wunschtourenliste stand als auch neue Berge in meiner Bergsammlung bereit hielt. Ich freute mich sehr.

Alex und Johannes holten mich um 8:30 mit dem Auto ab und wir fuhren bis zum Berggasthof Rosengasse, der auf 1200 Metern liegt. Das kam mir ein wenig geschummelt vor, denn eigentlich gehe ich ja immer von einer Ortschaft aus weg, allerdings hatte ich nichts gegen eine gemütliche Tour. Und bei drei geplanten Gipfeln wusste ich auch vorher nicht, wieviele Höhenmeter es schließlich werden würden oder wie anstrengend die Tour werden würde.
Wir liefen los und stiegen zunächst weglos eine Skiabfahrt hinauf zum Vogelsang. Hier ruhten wir uns ein wenig aus und ich schoss ein paar Fotos. Dann gingen wir zum Kleinen Traithen. Zunächst war der Weg trocken und unspektakulär, doch je höher wir kamen, umso rutschiger wurde der Weg und umso steiler wurde er auch. Die ersten Seilsicherungen kamen, machten mir sehr viel Spaß und ich war gespannt, was da noch kommen würde. Alex ist sehr erfahren und meisterte alles spielend, Johannes fühlte sich nicht wohl (auch aus einem anderen Grund, den ich erst am nächsten Gipfel erfuhr ;-)) und hatte an einer Stelle Probleme. Ich wartete unten und war gespannt, ob ich da auch Schwierigkeiten haben würde, weil ich mich immer noch nicht als schwindelfrei bezeichne. Dann kletterte ich hinterher ohne groß nachzudenken - es waren ja auch Eisenstufen vorhanden - und es ging eigentlich sehr gut. (Ich muss aber zugeben, dass ich heute einen leichten Muskelkater in den Oberarmen habe.)
Oben angekommen aßen wir etwas und ich machte ein paar stehende Yogapositionen und schoss danach ein paar Fotos. Yoga auf dem Berg tut wirklich gut, allerdings hat man auch sehr viele Zuschauer, die wohl alle denken, dass man nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Ich blickte auf den weiteren Verlauf zum großen Traithen, denn eigentlich reichte es mir körperlich jetzt schon. Doch wenn ich nun schon hier wäre, dann würde ich auch alles mitlaufen, was Alex so geplant hat. Vielleicht nur nicht ganz so schnell.

Der Anstieg auf den Großen Traithen war ekelhaft. Er war sehr rutschig und ich quälte mich nach oben. Hoffentlich würde der Abstieg schöner werden, denn auf Seifensteige im Abstieg hatte ich keine Lust. Ich keuchte, als wir oben ankamen. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen und setzten uns und redeten. Ich bekam einen Krampf im Oberschenkel, der mich daran erinnerte, dass ich heute morgen mein Magnesium vergessen hatte zu nehmen. Das holte ich jetzt nach. Jetzt erfuhr ich auch den Grund, warum Johannes sich nicht wohl fühlte: Wir waren also vier Leute, die bis hier aufgestiegen waren. Ich freute mich riesig. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich die Tour niemals mitgegangen. ;-) Insofern war es gut, dass ich es jetzt erst erfuhr. Ich bin da aufgrund meiner persönlichen Erfahrung sehr ängstlich, glaube aber auch, dass Mütter da einen guten Instinkt haben, was sie sich so alles zutrauen können.
Wir folgten nun dem Grat bis zum Steilner Joch, der sehr gut begehbar war und einfach wunderschön war. Der Abstieg runter zur Rosengasse war es dann schon nicht mehr. Er war so rutschig, dass ich meine Stecken auspackte. Anfangs waren die nur lästig, weil ständig irgendwelche Klettereien anstanden und ich die Stecken in eine Hand nehmen musste oder Alex übergeben musste und danach wieder zu mir nehmen musste. Irgendwann waren diese Stellen aber auch vorbei und wir waren unten auf einer Wiese. ENDLICH! Ich kam mir vor, wie die langsamste Bergschnecke. Was mich ein wenig tröstete war, dass sich die Gruppe hinter uns ebenfalls Zeit ließ.
An einem Schilderwald gingen wir einen blaubepunkteten Weg durch den Wald nach links runter. Wir wunderten uns sehr, dass der Steig leicht sein sollte. Alex vermutete, dass den DAV-Leuten da die Farbe ausgegangen war und das der Weg wohl eher hätte rot sein müssen. Es kam auch noch eine kleine Kletterstelle, aber dann war es geschafft und wir konnten ganz gemütlich zum Berggasthof zurückwandern. Dort tranken wir noch etwas bevor wir nach Garching fuhren, um uns beim dortigen Indischen Restaurant richtig voll zu essen. Das war sehr lecker und ein schöner Ausklang des Tages.

Aufstieg: ca. 1000 hm, Strecke: ca. 10 km


20.04.2014:
Wallberg

Heute bin ich ganz alleine von Rottach-Egern auf den Wallberg gewandert. Ich war richtig schnell und war in 2,5 Stunden auf dem Gipfel, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 400 hm/Std. entspricht. Zur Schneesituation kann ich noch etwas sagen: Es lag bis zum Gipfel kein Schnee, es gab nur kleine Schneefelder, die aber nur wenige Zentimeter dick waren. Beim Setzberg lag deutlich mehr Schnee, doch auch der wird wohl in ca. einer Woche verschwunden sein.

Wie immer habe ich ab der Wallbergbahn-Bergstation (was für ein Wort) den normalen Weg nicht gefunden und bin querfeldein auf den Gipfel geklettert. Vielleicht gibt es ja auch keinen Normalweg und diese Schrofenkletterei ist der normale Weg? Oder ich bin einfach zu blöd dafür. Allerdings bin ich dann nicht die Einzige gewesen... ;-)

Aufstieg: ca. 1000 hm, Strecke: ca. 5,5 km


07.06.2014:
Große Klammspitze - Feigenkopf

Ich habe gestern in meinem Kalender entdeckt, dass ich ja für den heutigen Samstag eine Bergtour mit Markus eingetragen hatte. Nach einem Telefonat am Abend war das Ziel gefunden: die große Klammspitze in den Ammergauer Alpen. Die Arbeitskollegen meines Mannes erzählten immer, dass das eine recht einfache Tour sei mit ganz kurzer Gipfelkletterei. Ca. 1000 Höhenmeter und super für den Start ins Bergwanderjahr geeignet.
Wir trafen uns um 8 Uhr morgens am Münchner Hauptbahnhof und fuhren mit dem Auto nach Schloß Linderhof zum dortigen Wanderparkplatz. Von da ging es auf einem breiten Forstweg zur Brunnenkopfhütte (wir hielten uns aber bei einer Abzweigung rechts, links wäre wohl kürzer gewesen). Unterwegs hatte man schon wunderbare Ausblicke auf die Berge um uns herum und ich fühlte mich recht seltsam bei dem Anblick, weil ich keinen Berg erkannte (außer bei der Hinfahrt mit dem Auto die Hohe Kiste und das Zwölferköpfl und natürlich die Zug- und Alpspitze). Auf der Hütte machten wir Rast und genossen eine Gulaschsuppe.
Nun ging es weiter. Rechts, ca. 50 Höhenmeter über uns war das Gipfelkreuz des Brunnenkopfes, auf den ein einfacher Pfad führte. Wir beschlossen aber, dass uns dieser Gipfel heute nicht interessiert. Also gingen wir direkt zu den Klammspitzen. Über wunderschöne Wiesenpfade ging es bis zum Sattel und über ein kleines Schneefeld. Ich packte meine Stecken aus, weil ich dachte, dass es nun mit Stecken einfacher gehen würde. Aber wie es immer so ist bei mir: ich durfte sie 10 Minuten später gleich wieder an den Rucksack hängen, weil nun Schrofenkletterei anstand. Anfangs relativ unschwierig, aber mit der Zeit immer steiler bis es schließlich eine etwa 10 minütige richtige Kletterei (I) unterhalb des Gipfels wurde.

Wir machten eine ausgiebige Rast und betrachteten die Berge um uns herum. Was ich benennen konnte, waren gerade mal Zugspitze, Alpspitze und Waxensteine, mehr aber auch nicht. Doch es war schon imposant, da die Berge hier einfach schon ein gutes Stück höher sind als z.B. im Wendelsteingebiet. Nun besprachen wir den weiteren Weg. Ich hatte mir vorher die Möglichkeiten auf der Wanderkarte angeschaut und einen Weg über den Klammspitzgrat entdeckt. Grat ist sowieso schon schön und wenn er auch nur halbwegs gut gangbar wäre, immer dem Aufstiegspfad vorzuziehen, einfach aus dem Grund, dass man dann nicht dasselbe Stück Weg zweimal geht. Nur hatten wir keine Ahnung, wie lange diese Abstiegsvariante dauern würde. Ein Wanderer neben uns meinte, dass in seinem Buch "Münchner Hausberge" diese Rundtour mit insgesamt 5 Stunden angesetzt wäre. Das konnte ich nicht glauben und tippte eher auf 7 Stunden oder sogar noch länger. Ich fragte Markus, ob er das mitgehen würde. Er ist ja so anspruchslos und bejahte. Der Pfad sah hier vom Gipfel schon auch sehr sehr idyllisch aus...
Also gingen wir es an. Und es war wirklich wunderbar. Überall Enzian, Frühlingsenzian und Flockenblumen. Leider keine Latschen weit und breit und somit ungetrübte Tiefblicke ins Kar. Ich hörte Gämsen, konnte aber keine sehen. Ab und zu musste man wieder klettern. Eine Stelle fand ich richtig schwierig, aber auch nur deshalb, weil ich da in der einen Hand vier Stecken hielt (meine zwei und die von Markus) und mich mit der anderen Hand am Fels festhalten musste, während ich direkt an der Abbruchkante noch 3 Meter gehen musste. Da ging es doch unter mir senkrecht nach unten... Naja, man muss ja nicht gerade hier herumstolpern, sondern solche Stellen eben besonders konzentriert gehen. Ich fühlte mich aber an den Rinnkendlsteig erinnert. Das letzte Stück zum Feigenkopf keuchten wir beide ganz schön. Wir waren wirklich an unsere Grenzen gegangen. Nun zeigte meine Karte und auch das GPS nur noch Abstieg an. Wir machten wieder eine längere Pause.

Der Abstieg war zuerst ein toller schmaler Wiesenpfad. Doch irgendwann wurde er "gemüsiger". Da waren doch wieder diese Salatpflanzen, die ich vom Schönberg kannte. Wer kann mir bitte sagen, was das Zeug ist? Der Weg wurde immer mehr zum Trampelpfad und hörte einfach nicht mehr auf. Wir liefen etwa eine Stunde diesen Pfad. Die ersten 30 Minuten fand ich das noch recht angenehm, dann wurde es eher langweilig und ich begann zu schimpfen. Leider half das auch nichts und ich ging einfach etwas schneller. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir einen breiteren Waldweg, der uns auf eine Forststraße führte, die uns in weiteren 1,75 Stunden zurück zu unserem Auto führte.
Wir spürten unsere Schultern, Beine und Füße nun deutlich und hieften uns erschöpft ins Auto. Ich hatte noch nicht einmal mehr Lust auf Gebirgsbachwellness - und das will etwas heißen. In der Nacht habe ich vom Grat geträumt. Es gibt Grate, die sind wirklich toll. Ich glaube, ich werde noch mehrere Berge in den Ammergauer Alpen erwandern.

Aufstieg: ca. 1200 hm, Strecke: ca. 19 km


28.06.2014:
Partnachklamm

Mit Isabel und Martin. Ich glaube, ich werde diese Klamm auch im Winter mal besuchen!


16.09.2014:
Wendelstein

Wenn man an einem Dienstag spontan und ganz allein in die Berge fährt, dann hat man - sofern man spät genug losfährt - den Gipfel ganz für sich alleine. Noch nie war der Wendelstein so schön für mich. Auch der Aufstieg war sehr ruhig, fast die gesamte Zeit gab es eine meditative Stille.
Ich ging um 11:30 Uhr unten in Bayrischzell los. Dort kamen mir einige Arbeiter entgegen mit dicken Holzpflöcken, die mir sagten, sie hätten gerade den Aufstiegsweg an einigen Stellen versichert. Ich war gespannt. Zunächst keuchte ich mich nach oben bis zur Hochkreuth. Dann gab ich meinen Ehrgeiz auf und ging gemächlich weiter. Immer weiter, immer weiter. Ich genoss jeden Augenblick und jeden Atemzug. Noch nie empfand ich die Bergwelt um mich herum als so wunderbar. Um 13:30 Uhr erreichte ich die Weldensteinalm, an der ich eine Frau traf, die vom Sudelfeld kam. Ich empfahl ihr den Weg über die Zeller Scharte, die ich einfach schöner finde als die Bocksteinscharte. Ich selbst ging diesen Weg auch. Eine weitere Motivation war der Gipfelanstieg über den Panoramaweg. Alles war so still. Ab und zu kam mir ein Wanderer entgegen, aber das war recht selten. Und oben am Gipfel, den ich um 14:30 Uhr erreichte, war ich ganz allein.
Nach einer kleinen Rast trat ich den Abstieg zum Wendelsteinhaus an (diesmal über den normalen Gipfelweg mit seinen Treppenstufen). Am Haus traf ich die Frau wieder, der ich den Weg über die Zeller Scharte empfohlen hatte. Sie hatte von anderen Wanderern zwei Talfahrten geschenkt bekommen und gab mir eine davon. Das freute mich sehr, denn so konnte ich ganz früh wieder zu Hause bei meiner Tochter sein. Selbstverständlich wäre ich auch runtergelaufen. Doch mein Gefühl sagte mir, dass ich an diesem Tag schon genug Einsamkeit hatte.

Aufstieg: ca. 1050 hm, Strecke: ca. 5 km


27.09.2014:
Gindelalmschneid - Kreuzbergköpfl

Mit Ute, meiner Yoga-Lehrerin. Zwei knieschmerzengeplagte Buchhalter in den Bergen. Es gab einander viel zu erzählen!


12.10.2014:
Wendelstein

Bianca und Christian fuhren mit der Seilbahn hoch. Ich lief. Und ich wusste, ich musste schnell sein, denn es war 12:30 Uhr als ich in Osterhofen los ging. Und um 15:55 Uhr fuhr die Zahnradbahn, die wir nehmen wollten! Das anvisierte Ziel war also um 15 Uhr am Gipfel zu sein und das war ja schon in 2,5 Stunden! Ob ich das wohl schaffte?
Zunächst suchte ich den direkten Weg von Osterhofen auf den Wendelstein und fand ihn nicht. Also disponierte ich um und ging erstmal auf die Hochkreuth. Ich flog förmlich dorthin, denn bereits um 13 Uhr war ich dort. Da fiel mir zum ersten Mal auf, dass es mit meinen 1,5 Litern Wasser und keinerlei Essen im Gepäck hart werden könnte. Und das bei einer geplanten Geschwindigkeit von ca. 450 hm/Stunde. Und ja, es war hart. Ich suchte mein Tempo, fand es auch, wurde aber ständig unterbrochen von entgegenkommenden Wanderern - nein, regelrechten Wanderscharen! Komisch. Das letzte Mal war der Wendelstein doch so wenig begangen. Was war denn diesmal anders? Die Antwort war leicht. Heute war Sonntag und das letzte Mal ging ich an einem Dienstag rauf. Nun gut, ich hatte mir das ja ausgesucht also nur keine schlechten Gedanken! So dachte ich mir: Beobachte einfach all diese faszinierenden Menschen! Und das tat ich. Die Bergwelt rückte in weite Ferne. Ein Blick ab und zu auf die Traithengruppe genügte. Und wieder kamen Familien mit Kindern, die mit der Bahn hochgefahren waren und nun zu Fuß abstiegen. Soviele Familien! Die Kinder hopsten unvorsichtig voraus, einige davon verknacksten sich oder machten eine harte Fünfpunktlandung, der Geheule folgte. Die Mütter kamen fast alle mit Stecken in den Händen, die sie so breit hielten, dass sie den Platz von drei Wanderern nebeneinander einnahmen. Eine Herausforderung bei Begegnumgen auf schmalen Bergsteigen. Ich musste fast immer auf den Hang ausweichen. Die Väter erteilten dem Nachwuchs weise Ratschläge, an die sich die Kinder so gut wie nie hielten. War ich froh, dass Bianca und Christian nur den mit Geländer versehenen Gipfelweg gehen wollten.
Um 14:30 Uhr stand ich unterhalb des Wendelsteinhauses mit Abzweig zum Panoramaweg. Ich wollte wieder über diesen Weg zum Gipfel aufsteigen. Das müsste doch in 15 Minuten zu schaffen sein. Tja, denkste... Da kamen mir gefühlte 100 Familien mit Kindern entgegen. Und hier gab es oft keine Ausweichmöglichkeit in den Hang! Also musste ich an vielen Stellen warten. Und warten. Und warten. Endlich, um 15:00 Uhr kam ich am Gipfel an. Nur 10 Minuten nachdem Bianca und Christian den Gipfel erreichten (bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: die beiden waren vorher essen und in der Höhle).
Um 15:50 Uhr waren wir dann tatsächlich an der Zahnradbahn. Wir hatten uns auch ziemlich beeilt und ich bin stolz auf meine Bianca, die stets einen sehr guten Tritt hatte. Die Zahnradbahn war sehr teuer, aber auch sehr schön. Unten in Brannenburg nahmen wir dann nach einigen Wirrungen mit dem Busverkehr den Zug nach Hause.

Aufstieg: ca. 1050 hm, Strecke: ca. 5 km


19.10.2014:
Gindelalmschneid - Kreuzbergköpfl - Riederstein

5-Stunden-Workout über dem Tegernsee. Über einen versteckten Pfad zwischen Tegernsee und Gmund zur Neureuth, dann auf die Gindelalmschneid und rüber zum Kreuzbergköpfl. Um die Baumgartenschneid herum zum Gasthof Galaun und hoch zum Riederstein. Abstieg über einen versteckten rot markierten Pfad bis fast nach Rottach-Egern und über einen Waldlehrpfad nach Tegernsee zurück.


09.11.2014:
Kirchwand - Hochsalwand

Um 10 Uhr am Bahnhof Brannenburg angekommen, sammelten Ute und ich ihren Cousin Axel auf. Unser Ziel war die Hochsalwand. Nach kurzer Besprechung wählten wir nicht die Route über die Rampoldplatte, sondern über die Mitteralm und an der Kirchwand vorbei. Quasi hintenrum. Der Vorteil lag an den einfacheren Wegen, keine Kletterei oder drahtseilgesicherten Stellen (und wir mussten ja mit einigen oder auf den Nordseiten vermutlich vielen Schneefeldern rechnen!), der Nachteil war die größere Weglänge. Mir war alles egal, solange wir halbwegs noch bei Tageslicht eine Forststraße erreichen. Also gingen wir los.

Der Weg führte uns zunächst über St. Magarethen in Richtung Aipl/Mitteralm. Wir wählten bei einer Abzweigung den rechten Weg, so dass wir Aipl nicht zu Gesicht bekamen und auch die Mitteralm verfehlten (die war links des Weges hinter ein paar Bäumen versteckt). Daher gingen wir mit kurzen Pausen den einfachen Weg direkt weiter bis zur Reindleralm und von dort weglos eine Almwiese bis zu einem imposanten Felsabbruch hinauf. Ich sah nach und sah, dass dieser Ort auf der Karte mit "Kirchelwand" bezeichnet war. Im Internet findet man allerdings öfter den Namen "Kirchwand". Erstes Gipfelziel für heute erreicht. Es war 14 Uhr. Ich fragte nach, ob wir die Hochsalwand noch machen und Axel und Ute bejahten, setzten allerdings ein löbliches Ziel: Um 15:30 Uhr würde es wieder runter gehen, egal, ob wir am Gipfel der Hochsalwand angekommen waren oder nicht. Der Weg wurde nun deutlich schöner. Keine Forststraße mehr, sondern ein wunderbarer Steig durch Märchenwald und zum Schluss Latschengebiet. Meine Oberschenkel und mein Hintern brannten wie Hölle - war ich wirklich so unsportlich geworden?! Was war das bloß? (Zu Hause stellte sich heraus, dass ich die Magnesiumtablette mit der Zinktablette verwechselt hatte und ohne Magnesium schmerzen meine Muskeln eigentlich immer nach genau 1000 hm. *g* Das ist mein Höhenmessgerät.)

Am Gipfel angekommen genehmigte ich mir dann Magnesium und eine Apfelschorle, wir genossen die Aussicht und aufgrund der Zeit gingen wir auch recht bald wieder abwärts. Sehr schnell waren wir an der Mitteralm (die wir dieses Mal nicht verfehlten!). Ute und Axel wollten hier einkehren und ich schloss mich an, aß eine tolle(!) Pfannkuchensuppe und hatte Bammel, dass wir im Dunkeln runter gehen müssten. Als wir aufbrachen war es 16:45 Uhr, Anfang vom Sonnenuntergang, genau die Zeit der blauen Stunde. Das Licht war wunderbar, schade, dass uns der Wendelstein und der Breitenstein quasi die Sicht versperrten. Eine Stunde später wurde es tatsächlich so dunkel, dass ich Utes Lampe mit mir herumtrug, die uns Dreien den Weg aber sehr gut beleuchtete. Der Sternenhimmel war toll und wir sahen sogar eine Sternschnuppe.
Um 18:30 Uhr waren wir wieder am Bahnhof angekommen.

Aufstieg: ca. 1150 hm, Strecke: ca. 22 km


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